Ende Februar fand in der Spanischen Evangelischen Kirche (IEE) ein Theologischer Workshop statt zum Thema „Theologische Ethik und Homosexualität“. Professor Juan Sánchez von der Theologischen Fakultät SEUT in Madrid führte in die Fragestellung ein. Im spanischen protestantischen Umfeld ist das ein kontroverses Thema, an dem sich die Geister scheiden – besonders in der Auseinandersetzung mit Freikirchen und Charismatikern.

Professor Sanchez betonte, dass gerade im Blick auf den Umgang mit der Bibel zum Thema Homosexualität betont werden muss, dass die Bibel kein Buch mit ethische Lebensanweisungen ist, sondern ein Glaubensbuch, in dem es um die Beziehung des Menschen zu Gott geht. „Wir finden in der Bibel keine Antworten auf die Haltung zur Homosexualität“, sagt Sánchez. „ In der Bibel steht deutlich „Du sollst nicht töten“, aber gleichzeitig finden wir Abschnitte, in denen das Volk Israel gegen dieses Gebot verstößt.“

Sánchez betont, dass wir uns nur mittels der Theologie und der Ethik den aktuellen Herausforderungen stellen können. Gerade die Ethik muss sich dabei auch der modernen Wissenschaft bedienen, z.B. der Biologie und der Medizin. Diese heutigen Kenntnisse hatte z.B. der Apostel Paulus nicht. Wir müssen unterscheiden lernen, was Glaubensfragen sind und was ethische Herausforderungen, zu denen auch unterschiedliche Einschätzungen geben kann. Diese unterschiedlichen Positionen dürften uns als Kirche jedoch nicht auseinanderbringen. „Es geht bei der Haltung zur Homosexualität nicht um Bekenntnisfragen“, sagt Sánchez. Vielmehr ginge es bei allem um einen offenen Dialog, um ein gemeinsames Suchen. „So wie Jesus sich dem Nächsten genähert hat, genauso sind wir gefordert!“ 

Sánchez‘ Hinweis, dass man unterscheiden lernen muss zwischen Glaubens- und Bekenntnisfragen und ethischen Herausforderungen, ist wichtig. Und man muss auch klar herausstellen, dass die Auseinandersetzung mit der Homosexualität keine Wesensfrage der Bibel und kein zentrales Thema ist. Wäre das so, müsste man sich auch fragen, warum Themen, wie z.B. das Zinsverbot im Alten Testament, nicht eine höhere Relevanz für unser Leben hat. Dieses Verbot wird nämlich öfter betont.

Sánchez ist nur zuzustimmen, dass die Haltung Jesu entscheidend ist, um sich kritischen Themen zu stellen und Unterschiede auszuhalten. „Nehmt einander an, so wie euch Christus angenommen hat!“ – so heißt es entsprechend in der Jahreslosung für 2015.