Im Jahr 2013 fand im südkoreanischen Busan eine Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen statt. Auf ihr wurde über eine Weiterentwicklung des Begriffs „Mission“ diskutiert. Das Abschlussdokument spricht nun „Mission von den Rändern her“. Deutlich wird gesagt: Nicht wir missionieren die anderen, sondern wir brauchen selbst Mission. Wir entdecken die Kraft des Evangeliums von denen her, die an den Rändern der Macht stehen. Die Armen, die Marginalisierten lehren uns, das Evangelium neu zu verstehen. „Menschen in Situationen der Marginalisierung, die im täglichen Kampf um das Leben und für das Leben stehen, verkörpern häufig ein beeindruckendes Potenzial aktiver Hoffnung, des kollektiven Widerstands und einer großen Beharrlichkeit, die dazu nötig sind, um Standhaftigkeit im Blick auf die Verheißungen des Reiches Gottes zu zeigen“ – so heißt es in Abschnitt 39 des Missionsdokumentes.
Was diese Worte auszudrücken vermögen, das lernt man auch auf Reisen zu den Diasporapartnerkirchen des GAW kennen, z.B. nach Kirgistan, Bolivien, Kolumbien oder auch nach Spanien und Italien, wo die Integration von Flüchtlingen eine große Herausforderung für die kleinen evangelischen Diasporakirchen ist. Hier lernt man, was Mission auch ist. Die Menschen, die zu uns kommen, missionieren uns. Mission durch Integration. Wir sind gerufen, uns denen zuzuwenden, die marginalisiert werden. Und umgekehrt: In der Weise, wie wir uns öffnen für die Not anderer und empathisch darauf eingehen und „mit an die Ränder gehen“, werden wir missioniert und zum Zeugnis für das Leben wiederum aufgerufen.
„Mission von den Rändern“: Das ist für uns eine Herausforderung für uns als Kirchen. Durch die engen Verbindungen mit unseren Partnerkirchen in anderen Teilen der Welt haben wir immer wieder Gelegenheit, mit den Schwestern und Brüdern dort geistliche Erfahrungen zu teilen. Wer einmal einen Gottesdienst auf der Hochebene in Bolivien oder in der sibirischen Weite Rußlands in einem Bethaus miterlebt hat, der bekommt einen Einblick in die Glaubensfreude und Lebenskraft, die dabei zum Ausdruck kommen. Wir haben Grund, uns von der geistlichen Kraft anstecken und inspirieren zu lassen. Hier erleben wir hautnah, was es heißen kann „Mission von den Rändern“ zu erleben.
Letztlich gehört es dann auch dazu, dass wir Verantwortung übernehmen für die Schwestern und Brüder unserer Partnerkirchen. „Mission von den Rändern“ heißt einander Gutes tun – im materiellen wie im geistlichen Sinn.
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