Prof. Godoy (li) |
CTE in Santiago |
16,62% der chilenischen Bevölkerung gaben in der
Volkszählung 2012 an, „evangelisch“ zu sein. Im Jahre 2002 waren es noch
15,14%. „Als das Ergebnis herauskam, da gab es in der „evangelischen Welt“ in
Chile erst einmal eine große Ernüchterung“, berichtet Prof. Daniel Godoy,
Rektor der Comunidad Teologica Evangélica en Chile (CTE), einer evangelischen freien
theologischen Fakultät, die von verschiedenen „evangelischen Kirchen“ getragen
wird, u.a. von der lutherischen Kirche (IELCH). „Evangelisch“ ist in Chile ein
umfassender Begriff. Traditionelle Pfingskirchen und Neo-pentecostale Kirchen
zählen genauso dazu wie die methodistische, prebyterianische, anglikanische und
die lutherische Kirche. „In der evangelischen Welt hat man geglaubt, das
zwischen 25-30% zu ihr gehören würde“, berichtet Daniel. „Die Enntäuschung war
groß, denn eine größere Anzahl hätte auch bedeuten können, dass man mehr
Einfluß in der Gesellschaft bekommen könnte und eventuell auch bestimmte
Vorteile haben würde.“ Für Daniel Godoy sind verschiedene Gründe anzuführen. „Zunächst
einmal muss man feststellen, dass es in den „sectores populares“ (i.d.R.
Armenviertel) kein großes Wachstumspotenzial für die „Evangelischen“ mehr gibt. Sie
haben nach meiner Meinung ihr Potenzial ausgeschöpft. Zudem gibt es durch eine
sehr große Vielzahl evangelischer Denominationen und Spaltungen auch eine gewisse Ermüdung in der
Bevölkerung. Dann muss man auch konstatieren, dass es einen sog. religiösen
Tourismus gibt, sog. Migrationen unter den evangelischen Kirchen. Und ein
weiterer Grund ist die gestiegene Bildung in der evangelischen Bevölkerung, die
auch dazu beiträgt, dass sich die neue bildende Mittelschicht auch religiös
anders orientiert oder sich entfernt.“
Nach Aussage von Daniel Godoy profitieren die traditionellen
historischen Kirchen – wie z.B. die lutherische Kirche – nicht von dem geringen
Wachstum oder dem gestiegenen Bildungsniveau. Es sei denn, dass es punktuell zu
charismatischen Bewegungen kommen kann, wie es z.B. in der anglikanischen
Kirche in Santiago-Las Condes geschieht, wo der ehemalige evangelische Kaplan der
Moneda ein signifikantes Wachstum erreichen konnte. „Das wird allerdings nicht immer
wohlwollend von seiner Kirchenleitung gesehen“, berichtet Daniel.
Die CTE wurde jahrelang von dem GAW unterstützt. Die letzte
größere Hilfe wurde nach dem Erdbeben für die Zweigstelle in Concepción
bereitgestellt. Derzeit beschränkt sich das GAW auf Hilfe für die
Bibliothek der CTE. So wurden in diesem Jahr einige Hebräische Bibeln der CTE zugesandet.
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