Bischof Eichholz im Bethaus in Winogradnoje |
Die evangelisch-lutherische Gemeinde im Dorf Winogradnoje nahm ihren Anfang in den 1930er Jahren. Damals wurden zahlreiche Wolgadeutsche in die Gegend nordwestlich von Bischkek nahe der Grenze zu Kasachstan zwangsumgesiedelt. Der lutherische Glaube durfte allerdings nur im Untergrund fortbestehen. Als die lutherische Gemeinde 1970 die Erlaubnis erhielt, sich zu registrieren, meldeten sich fast 400 Menschen. Spannend: Es waren Refomierte, Lutheraner und Mennoniten, die sich zu einer Gemeinde zusammenfanden!
Trotz der erheblichen Auswanderung nach Deutschland in den 1990er Jahren zählt die Gemeinde dank aktiver missionarischer Tätigkeit zu den größten der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kirgisistan.
Die meisten der rund 80 Gemeindeglieder sind inzwischen russisch, einige haben auch kirgisische Wurzeln. Die wirtschaftliche Lage ist nicht gut. Die Arbeitslosigkeit entsprechend hoch. Und immer wieder kommt es zu weiteren Auswanderungen.
Hier in Winogradnoje arbeitet Alfred Eichholz als Pastor. Er ist als Kind hier aufgewachsen. Seine Erinnerungen an die Schulzeit sind nicht gut. „Ich habe meine Klassenlehrerin gehasst,“ gibt er offen zu. „Als Kind wollte ich nicht zu den Pionieren. Beim Schulappell wurden wir in der Sojetzeit von der Lehrerin herausgerufen und als Gottebekenner diffamiert, die rückständig sind. Sie hat uns schikaniert!“ Als Alfred Eichholz Ende der 90er Jahre Pastor der Gemeinde wurde, begann in dem Ort, ein geistlicher Aufbruch. Damals geschah es, dass die Tochter seiner ehemaligen Lehrerin sich selbst das Leben nahm. Eichholz sollte die Beerdigung machen. Der gesamte Ort nahm Anteil. Die ehemalige Lehrerin kam nach der Beerdigung zu ihm und bedankte sich. Danach kam sie auf seine Einladung öfter in den Gottesdienst. Und dann geschah ein kleines Wunder: Als es in einer Predigt um Versöhnung ging, stand sie plötzlich auf und bat öffentlich ihren ehemaligen Schüler um Vergebung für alles, was sie ihm in seiner Kindheit angetan hatte. „Es ist längst vergeben,“ antwortete er. Als er diese Geschichte einer Umkehr erzählt, stehen ihm Tränen in den Augen. Aus einer ehemaligen Gottesleugnerin wurde eine Gottesbekennerin.
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