Da sitzen wir auf unseren gepackten Koffern und warten auf den Abflug. Fünf intensive und erfüllte Wochen in fünf lateinamerikanischen Ländern, Chile, Argentinien, Uruguay, Brasilien und Kolumbien liegen hinter uns. Ich blicke auf all unser Gepäck. Klar, es bleibt unter der vorgeschriebenen Gewichtsobergrenze, und schließlich ist ja auch in meinem Koffer noch ein Talar, der Platz braucht und wiegt. Dennoch, wie viele der Dinge, die ich hier herumgeschleppt habe, brauche ich gar nicht!! Wie war doch das Motto des letztjährigen Kirchentages in Hamburg? „So viel du brauchst“.
Ich denke an die Kogi in Kolumbien, die wir besucht haben, und an ihre Mochila. Jeder Kogi, Mann, Frau und Kind, trägt die Mochila, einen kunstvoll hergestellten Beutel, um die Schulter, und darin befinden sich die Sachen, die sie brauchen: bei den Frauen sind das oft das Garn und die Nadel für ihre Handarbeit, nämlich die Mochila, die sie immer, selbst beim steilen Aufstieg machen. Bewundernswert. Die Männer tragen etwas Werkzeug darin, die Kinder manchmal Stifte oder ein kleines Spielzeug. Und dann haben sie die Hände frei, frei um sie mir zu reichen beim Absteigen, frei um zu handarbeiten, zu schrauben, zu pflücken, zu kochen, zu spielen, einander zu helfen…..Meine Hände sind nun voll, in der einen ziehe ich den schweren Koffer, in der anderen halte ich das „Handgepäck“. Gott sei Dank ist es wenigstens ein Rucksack, den ich gleich auf den Rücken schultere.
Was unbedingt in meine Mochila gehört: Dankbarkeit für die unglaubliche Gastfreundschaft, die vielen Gespräche und Anregungen, die wunderbare Bewahrung, die ich auf dieser einmaligen Reise erfahren habe. Fünf Buchstaben drücken das aus, und die passen in die Mochila: Danke!
Ob mich die Erinnerung an die Mochila klug macht für die nächste Reise? Ich möchte oft daran denken wenigstens bis zum nächsten Kirchentag in Stuttgart 2015: “auf dass wir klug werden“. – von Vera Gast-Kellert