„Ich mag das Wort Begleitung für unseren kirchlichen Auftrag
nicht,“ sagt Rev. Raimundo García, Leiter des „Centro Cristiano de Reflexión y
Dialogo“ in Cardenas. „Man muss Mitleben mit den Menschen,“ ergänzt er. Und
dann sagt er: „Wenn wir nur begleiten, dann gehen die, die wir begleitet haben
irgendwann, wenn sie keine Begleitung mehr brauchen. Wenn wir aber mitleben,
dann sind wir Teil des Veränderungsprozesses, den Menschen machen können.“ Und
dann sagt er: „Wir spüren gerade in Gemeinden, wo die Pastoren gegangen sind
aus unterschiedlichen Gründen, dass das zu einem großen Vertrauensverlust in
den Gemeinden geführt hat. Unser biblischer Auftrag ist es, mitzuleben.“ Viele
Jahre war Raimundo Pastor der Presbyterianischen Gemeinde in Cardenas. Auf
Grund seiner Initiative gelang es 1991 – gerade in einer der schwierigsten
wirtschaftlichen Zeiten in Kuba nach dem Fall der Mauer – das Zentrum zu
gründen. Mit Hilfe des Berliner Missionswerkes und Brot für die Welt wurde ein
Zentrum geschaffen, das eine große Ausstrahlung in die Stadt und in die
Umgebung hat. Das Konzept des Mitlebens durchdringt die gesamte Arbeit. Das
zeigt sich bei den verschiedensten Angeboten, die das Zentrum gibt: Essen auf
Rädern für Rentner, die kaum das Nötigste zum Überleben haben, ein Waschsalon,
eine Druckerei, Aus- und Fortbildungsprogramme, die sich um Rechten und
Pflichte des Menschen drehen, Dialogplattformen zu unterschiedlichen Themen
gesellschaftlichen Interesses, sozialpastorale Betreuung und Unterstützung von
Behinderten und Aids-Kranken, psychosoziale Beratung von Menschen in Not. Das
Angebot ist reichhaltig. Ebenso werden auf einer Finca Kleinbauern unterwiesen,
um in die Lage versetzt zu werden, von ihrem Land zu leben


Die gesamte Arbeit orientiert sich an den christlichen Grundlagen des Glaubens
und will von daher all ihre Aktivitäten verstanden wissen. Damit will es
beitragen zur Lösung von Konflikten auf allen gesellschaftlichen Ebenen. Ziel
ist immer der einzelne Mensch. Und so steht als Leitwort über der Arbeit: „Wenn
wir nicht Teil der Lösungen sind, dann sind wir Teil des Problems.“ Und
Raimundo schließt: „All unsere Arbeit erfolgt im Dialog und nie konfrontativ,
denn wir wollen ja durch Begegnungen verändern.“ Das ist not-wendig in Kuba in
einer Gesellschaft, die sich sehr verändert und wo man noch nicht weiß, wo es
hingehen wird.