rechts die Reformierte, links die luthersiche Kirche

„Die Lutheraner in Ungarn sind eine religiöse Minderheit zwischen den beiden großen Konfessionen, den Katholiken und den Reformierten,“ sagt eine Lutheranerin aus Budapest. Ca. 3% der Bevölkerung Ungarns bekennt sich zur Lutherischen Kirche. Zur Reformierten Kirche gehören ca. 20 %. Sie sind größer. „Die theologischen Differenzen sind groß trotz der Leuenberger Konkordie,“ sagt ein ehemaliger Bischof der Lutheraner. „Und wir sind eben auch kleiner…,“ ergänzt er mit einem Lächeln.

Wo gehört man als luthersiche Kirche nun hin? Den Reformierten sind die Lutheraner manchmal zu „katholisch“, für die Katholiken sind sie zu frei. So sind die Lutheraner oft zwischen allen Stühlen. Die Katholiken sind ihnen mit ihren Traditionen und Dogmen fremd. Die kalvinistischen Lehren der Reformierten sind ihnen zu radikal, wobei es bei den Reformierten ein große Bandbreite gibt von kalvinistisch über fundamentalistisch, pietistisch bis hin zu evangelikal. Zwar möchten und müssen die Lutheraner bei ökumenischen Veranstaltungen mit Anhängern anderer Konfessionen sprechen. Um ihre Existenz zu wahren erscheint es nötig, entschieden, aber auch kompromissbereit zu sein.

Pfarrer Lackner und Pfarrerin Lacknerné

Dass sie es nicht immer einfach haben zeigt ein Besuch in der Gemeinde in Budakeszi. Es ist eine Vorstadt von Budapest. Zahlreiche Großstädter ziehen inzwischen hierher. Hier gründete sich vor 20 Jahren eine Filialgemeinde von Budahegyvidék aus. Eine zeitlang konnte man die reformierte Kirche für die Gottesdienste nutzen. Das war aber schwierig, da man eine Zeit um 8.30 Uhr bekommen hatte. So blieb die Gottesdienstgemeinde klein. Und immer musste man viele Absprachen treffen. Das war nicht einfach. Ein bisschen Konkurrenz war wohl mit im Spiel. Genau gegenüber der Reformierten Kirche konnte dann die Lutherische Kirche ein altes verfallenes Bauernhaus erwerben. Das ist nun renoviert worden – auch mit Hilfe des GAW aus dem Projektkatalog 2010. Jetzt gibt es einen kleinen Gottesdienstraum. Sonntags kommen inzwischen bis zu 40 Gottesdienstbesucher. Es gibt auch schon verschiedene Gruppen, die sich treffen. Langsam wächst die Gemeinde. Pastorin Sára Lacknerné Puskás hofft, dass sich die Gemeinde stabilisiert.“Und irgendwann werden wir dann hoffentlich eine eigene Kirche bauen können, die sichtbar und hörbar nach aussen ist!“ sagt sie.