In den „Katakomben“ der Petrikirche – rechts Propst Zierold |
Stolz steht sie am Newski Prospekt: die evangelisch-lutherische Petrikirche. Hier befindet sich die Gemeinde von Propst Matthias Zierold. Nominell gehören ca. 600 Mitglieder zur Gemeinde. 300 sind aktiv, und von ihnen bezahlen rund die Hälfte Kirchenbeiträge. Das Bewusstsein, Kirchenbeiträge zu zahlen, sei nicht immer einfach zu vermitteln, so Zierold. „Die Gemeinde ist gewachsen auf Grund ihrer diakonischen Tätigkeit. Hier bekam man in den 90er Jahren etwas zum Essen und Kleidung,“ erzählt Propst Zierold. „Als das dann nicht mehr so war, blieben viele weg.“ Heute gehören zur Gemeinde Menschen aus der unteren und aufstrebenden Mittelschicht. „Sogenannte Russlanddeutschen sind wenige da. Es gibt noch viele, die deutsche Wurzeln haben, aber die Arbeit findet auf Russisch statt“. Und Zierold fährt fort: „Der Gottesdienst muss auf Deutsch sein und wird ins Russische übersetzt. Das gehört irgendwie zur Identität der Gemeinde. Das fordert auch der Kirchenvorstand.“
Früher passten in die Kirche einmal 3000 Menschen. Sie war der Stolz der Deutschen in St. Petersburg. In der Stalinzeit wurde in das Gebäude ein Schwimmbad eingebaut. Mit großer Hilfe wurde die Petrikirche wieder zu einer Kirche umgestaltet, nachdem sie 1992/93 der Gemeinde zur Nutzung wiedergegeben wurde. Noch ist das Schwimmbecken unter dem jetzigen Kirchenschiff zu sehen. Hier ist eine Gedenkstätte an die Verfolgung der Stalinzeit eingerichtet. „Heute reicht der neu errichtete Kirchenraum völlig aus“, bestätigt Matthias Zierold. „Es ist gut, dass wir diese Lösung gefunden haben, damit auch die Leiden und die Geschichte der Gemeinde sichtbar wird.“
In der Petrikirche ist auch das Zentrale Kirchenamt untergebracht. Sie hat das Nutzungsrecht und hat jetzt einen Antrag auf Rückübertragung gestellt. Das ist z.Zt. ein brennendes Thema. „Dank der Rückgabe von Kircheneigentum werden wir in der Lage sein, selbständiger zu wirtschaften und unabhängiger von ausländischer Hilfe zu sein“, berichtet Verwaltungsleiter Dovgan. Für zwölf Liegenschaften laufen gegenwärtig die Anträge. Wir hoffen, dass die ersten Entscheidungen in 2-3 Jahren fallen werden.“ Bis dahin bleibt die nicht immer einfache Abhängigkeit aus dem Ausland. – Pfarrer Enno Haaks
Kommentare