Edith Müthel |
„Ich bin 93 Jahre alt!“ Edith Müthel ist eine der wenigen alten Russlanddeutschen, die zur Petrigemeinde am Newski Prospekt in St. Petersburg noch dazugehören. Ihr liegt die deutsche Sprache am Herzen. Sie liebt die alten deutschen Choräle. Und so beginnt unser Besuch bei ihr mit „Harre meine Seele“. Danach erzählt sie, wie sie 1956, als die „Deutschen“ wieder Papiere bekamen, unter großen Schwierigkeiten nach St. Petersburg zurückkam. Hier war ihr Vater noch als einer der letzten lutherischen Pfarrer in der St. Annenkirche ordiniert worden. In der stalinistischen Verfolgung wurde er wie so viele Pastoren und Prediger ermordet. Bewegend erzählt Edith Müthel, wie sie sich 1997 in St. Annenkirche hat konfirmieren lassen, nach einem langen und bewegten Leben, das gezeichnet ist von dem Leiden der Russlanddeutschen in der stalinistischen Zeit und danach. In vier Schreibhefte hat sie auf Bitten der Leiterin der Frauenarbeit des GAW, Vera Gast-Kellert, ihr Leben aufgeschrieben. In diesem Jahr werden ihre Erinnerungen im Verlag des GAW als Buch herausgegeben und damit helfen, das Leiden der Deutschen in der Sowjetzeit nicht zu vergessen.
Vera Gast-Kellert schreibt: „Dass Edith Müthel im hohen Alter von 90 Jahren einen Blick auf die Stationen ihres bewegten Lebens wirft, ruft Bewunderung hervor. Dass sie es in der von ihr so sehr geliebten und auch unterrichteten Sprache Deutsch tut, ist ein weiterer Grund, der große Bewunderung verdient. Dass es ihr aber auch gelingt, nach den langen Jahren gegenüber all den Menschen, deren oft unerwartete lebensrettende Hilfe sie erfuhr, immer wieder ohne Bitterkeit ihre Dankbarkeit auszudrücken, macht sie zu einem Vorbild. Sie lässt einzelne Situationen, schwere und schöne, noch einmal lebendig werden, sowohl für sich selbst, aber auch für die Leser und Leserinnen.“ Wir hoffen, dass das Buch viele Leser finden wird. – Pfarrer Enno Haaks
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