„Was hast Du denn für ein Tattoo auf Deiner Hand“, fragte ich einen Amtsbruder der lutherischen Kirche in Bolivien nach einem Gottesdienst, als er mir die Hand gab. Irgendetwas militärisches, dachte ich beim ersten Hinsehen. Und so war es auch: „Das ist die Erinnerung an meine Militärzeit bei der bolivianischen Marine!“ Zeigte er es mir stolz. Bolivianische Marine … – das klingt schon merkwürdig, denn Bolivien hat keinen Meereszugang, jedoch einen „Dia del Mar“. In jedem Jahr wird an diesem Tag gefordert und zelebriert, dass Bolivien wieder einen Meereszugang braucht – und zwar von Chile!

Ebenso erging es mir in Peru. Bei einem Foto sagte spaßeshalber ein Kirchenvorsteher einer Gemeinde in der Nähe von Lima: „Pisco!“, um uns zum Lächeln zu animieren. Das taten alle. In das Lachen hinein sagte ich: „Es de Chile!“ (Der ist chilenisch …), wissend, dass Chile und Peru darum streiten, wer den Pisco und den Pisco Sour, das Nationalgetränk, erfunden hat. Jeder beharrt darauf, dass es aus seinem Land kommt.

Zwischen Peru und Chile wird demnächst in Den Haag die strittige Frage geklärt, wie denn nun die Seegrenze korrekt verlaufen muss. Damit hängt eigentlich für Bolivien zusammen, dass die beiden Länder das nicht ohne Bolivien klären können, denn Bolivien erhebt Anspruch auf einen Meereszugang. Das aber geht nur über chilenisches Territorium.

Alle drei Länder haben insbesondere nach dem „Pazifikkrieg“ von 1879-1875 Ressentiments gegeneinander. Bolivien hat in Allianz mit Peru den Krieg gegen Chile verloren. Dabei ging es vo allem um wirtschaftliche Interessen, um die Salpetervorkommen in der Wüste.

Sehr gut beschreiben Michael Lingenthal und Matthias Mäckelmann die Konfliktlage und deren Entstehung in der neuesten Ausgabe der KAS-Auslandsinformationen unter: http://www.kas.de/wf/doc/kas_30495-544-1-30.pdf?120315182839