Während meines viertägigen Aufenthaltes in Kolumbien kam es in der Region Arauca zu einem furchtbaren Auseinandersetzung zwischen einer Militäreinheit und FARC-Guerillas. Zwei Tage hielten die FARC-Rebellen einen 13-köpfigen Infanteriezug in Schach und eröffneten das Feuer, sobald sich etwas bewegte. Elf Soldaten sind dabei ums Lebens gekommen. Teilweise waren sie schlecht vorbereitet. Das beklagte ein Vater eines getöteten 18-jährigen Soldaten. Offen bleibt, warum die Gruppe keine Hilfe bekommen hat.

Kolumbien ist ein schwieriges Land! „Zählt man alle Menschen in Kolumbien zusammen, die aus ihrer Heimat wegen der kriegerischen Auseinandersetzungen fliehen mussten, so kommt man auf mehr Flüchltinge als im Sudan oder in Soamlia“, sagt Pastor Israle Martinez. Für ihn spielt die Arbeit mit und für die sog. „desplazados“ eine ganz entscheidende Rolle im Gemeindeleben. Als wir zu seiner Kirche gelangen, kommt eine Frau aus einer Filialgemeinde ihm entgegen. „Ihr Mann wurde vor sieben Jahren vor ihren Augen und den Augen der Kinder von der FARC ermordet,“ erzählt Martinez. Viele solcher Geschichten kann er erzählen, die eine grausamer als die andere. Auf dem Buch eines kolumbianischen Historikers und Soziologen las ich: „Kolumbiens Geschichte ist geprägt von Verrat und Frustration.“ Und er fährt fort: „Wie soll man ein Land, in dem so viel Gewalt gesät wurde befrieden? Wie befriedet man die Farc, die Paramilitärs, das Militär – jeder hat Anteil an dem Konflikt und trägt zur Verstärkung bei. Genauso großen Anteil haben die USA mit ihrer Militärhilfe. Es gibt Interessen, die diesen Konflikt nicht befrieden wollen. Besonders nicht die Drogenmafia, in die viele Beteiligte involviert sind.“

Beeindruckend ist, dass ein Pastor wie Israel Martinez sich trotz all der Widrigkeiten auf die Seite der Opfer stellt. Das hätte ihn mindestens einmal schon beinahe das Leben gekostet. Für die IELCO (Iglesia Ev. Luterana de Colombia) ist Friedensarbeit und der Einsatz für die Menschenrechte fundamental. – Pfarrer Enno Haaks