Was ist OPM? Im Italienischen ist es klar: Es bezeichnet die durch die sozialistische Regierung unter Bettino Craxi im Jahre 1984 eingeführte Sozial- und Kultursteuer, die eine lange Tradition der Bevorteilung der katholischen Kirche in Italien beendete. OPM ist eine Abkürzung von „Otto per mille“ – acht von tausend.

Professor Paolo Ricca von der Waldenserkirche

Im Jahre 1870 wurden der katholischen Kirche im Rahmen einer großen Enteignungspolitik durch den Staat viele Güter genommen. Um mit der sehr mächtigen katholischen Kirche zu einem Ausgleich zu kommen, vereinbarte der Staat durch die sog. „Congrua“, ein Abkommen, nach dem ein guter Teil der Gehälter der katholischen Priester durch den Staat bezahlt wurde. Durch alle Regierungen – auch die faschistische – wurde das durchgetragen. Die sozialistische Regierung führte dann in den 1980er Jahren eine klarere Trennung zwischen Staat und Kirche und die OPM ein.

„Otto per mille ist ein Geschenk der katholischen Kirche an uns und andere religiöse Gemeinschaften“, erläuterte Professor Paolo Ricca von der Waldenserkirche, der im Büro der Waldenser zuständig ist für die Verwaltung der OPM-Mittel. Denn – so Ricca – um Schlimmeres zu vermeiden, schlug die katholische Kirche diese Kultursteuer vor. In der Debatte im Parlament veränderte sich dieser Vorschlag jedoch dahin, dass neben kulturellen Aufgaben des Staates und der katholischen Kirchen eben auch die Waldenserkirche, die lutherisch Kirche, die jüdische Gemeinschaft, die Adventisten und die Pfingstkirchen von der OPM-Steuer profitieren.

Jeder Steuerzahler muss ankreuzen, welcher der genannten Zwecke er seinen Steueranteil zukommen lassen möchte. Als Folge erhielt die Waldenserkirche mit ihren 12-13.000 steuerpflichtigen Mitgliedern – 20.000 sind es in ganz Italien – plötzlich 412.000 Stimmen. Das bedeutete, dass eine erhebliche Geldmenge der Kirche zugute kam. Anfangs gab es unter Waldensern heftige Auseinandersetzungen, ob die Kirche diese staatlichen Mittel annehmen dürfte. Denn bei den Waldensern gilt eine klare Trennung von Staat und Kirche, die sich in der Nachfolge der Armut verpflichtet sieht. Man entschied sich dann,  diese Gelderanzunehmen, jedoch nicht für eigene kirchliche Zwecke, sondern für diakonische, kulturelle und soziale Zwecke einzusetzen. Das GAW profitiert ebenso von dieser Steuer. Projekte des Projektkatalogs, die diesen Kriterien entsprechen, werden den Waldensern vorgelegt. So wurde aus einer Kirche, die seit der Gründung Empfängerkirche ist, eine Geberkirche. Weiterhin fördern wir aber bei den Waldensern Kirchenrenovierungsprojekte. – Pfarrer Enno Haaks