In der Autobiographie Rafael Seligmanns „Deutschland wird dir gefallen!“ (erschienen 2010) schreibt er von seiner Existenz und seinem Leben zwischen Deutschland und Israel: „Die neue Stärke nutzte ich, um nach zwei Dekaden die Rückkehr nach Israel zu wagen. Das Ergebnis war ein zionistischer Seiltanz über einem materiellen deutschen Sicherungsnetz. Dabei wurde mir das eigene Diasporabewußtsein offenbar. Ich genoss den Aufenthalt in Zion, es war jedoch unübersehbar, dass ich nicht Teil der israelischen Militärgesellschaft war. Ich strebte auch nicht danach, es zu werden. Ich erkannte im ersehnten Land zunehmend meine Bindung an die deutsche Sprache und Kultur.“ (S. 456)
Diasporabewußtsein – das ist die nicht immer einfache Existenz zwischen der ersehnten Nähe zur Heimat, der man sich existenziell verbunden fühlt und sehnt, das ist auf der anderen Seite das empfundene Fremdsein in einer Gesellschaft, die mehrheitlich anders glaubt. Und doch lebt man dort. Man ist weder dort noch hier innerlich 100%-ig zu Hause. Man fühlt sich zerrissen und oft wie das „wandernde Gottesvolk, das hier keine bleibende Stadt hat. Und gleichzeitig hilft man der Mehrheit der Gesellschaft, Minderheitenrechte zu achten, sich nicht absolut zu setzen und das gottgeschenkte Leben vielfältig aus unterschiedlichen Perspektiven wahrnehmen zu können. – Pfarrer Enno Haaks
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