Im Barrio am Stadtrand von Girón, Kolumbien, ist die Zeit stehen geblieben. Ja, die Kirche des kleinen Missionspunkts der lutherischen Gemeinde Bucaramanga ist innen geweißt worden, aber sonst ist alles wie vor drei Jahren. Es sind hier keine festen Straßen gebaut worden, wie in Coronel in Chile, kein Wasser- und Abwassersystem wie im Barrio Sol de America in Cusco, Peru.
Wir sind drei Mal geflohen, erzählt Señora Carmen, die der Missionsgemeinde in Girón vorsteht. Vor Paramilitärs und zuletzt vorm Fluss, der über die Ufer trat und den Rest ihrer Habe weg spülte. Und ein wenig sieht es so aus, als würden sie hier der Dinge harren, die noch kommen mögen. Zum Beispiel, dass sie noch einmal fliehen müssen – vor dem Bürgermeister, der diese Flüchtlinge mit ihren armseligen Hütten in seiner geschichtsträchtigen Stadt nicht haben will.
Die lutherische Gemeinde in Bucaramanga versucht zu helfen: mit Speisung für Schulkinder, einer Handvoll Stipendien und mit Kleinkrediten. Das „Schülerrestaurant“, ein kleiner Speisesaal, trägt den hoffnungsvollen Namen „Semillas de Vida“, „Samen des Lebens“. Aber die Hoffnung selbst scheint abwesend zu sein.
Vielleicht ist sie unterwegs nach Emáus.
Bevor der Bürgerkrieg diesen kleinen Ort hinter den „sieben Bergen“ erreichte, gab es hier eine Schule mit 120 Kindern. Heute ist die Schule von Paramilitärs geplündert und beschädigt, und es gibt nur noch 16 Kinder, die von einer Lehrerin unterrichtet werden. Aber es sollen wieder mehr werden. Inzwischen ist es in diesem Landstrich vor militärischen Gruppierungen sicherer geworden. Die kolumbianische Regierung möchte das entvölkerte Gebiet wieder besiedeln und bietet Land zum sehr günstigen Preis an. Auch die die Evangelisch-Lutherische Kirche in Kolumbien (IELCO) ist dabei, den Menschen die Rückkehr zu erleichtern. Sie hat die Schule, die ihr ursprünglich gehörte, wieder übernommen und will sie brauchbar machen – mit Hilfe des GAW. Die Kirche hat ebenfalls Land erworben und will 2009-2011 darauf Wald pflanzen: Schnell wachsende einheimische Bäume, die das Grundwasser anheben, vor der Sonne und vor der Erosion schützen, sich zum Bauen eignen und vieles andere mehr. Dieses Entwicklungsprojekt ist so überzeugend, dass die finnische Regierung es unterstützen wird. Bis zum Ende 2008 möchte das Gustav-Adolf-Werk genug Spenden und Kollekten zusammen haben, damit die Schule renoviert werden kann. Die Hoffnung ist unterwegs nach Emáus. In einigen Jahren können wir sehen, ob sie wirklich angekommen ist.
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