(Foto: Leon Nowak)

Drei Jahre und zehn Monate dauert der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Aktuell gibt es intensive internationale Gespräche über eine mögliche Beendigung der Kampfhandlungen. Zahlreiche Stimmen fordern ein rasches Ende des Krieges. Doch wie realistisch sind die derzeit diskutierten „Friedenspläne“ – und was bedeuten sie für die betroffenen Menschen und Kirchen vor Ort?

Schnelle Lösungen wird es nicht geben, solange von russischer Seite kein ernsthaftes Einlenken zu erkennen ist. Im Gegenteil entsteht vielfach der Eindruck, dass Russlands Position weiterhin taktisch und wenig kompromissbereit bleibt. Experten wie Wolfgang Ischinger bezweifeln die Friedensbereitschaft Moskaus und betonen, dass deutlich mehr internationaler Druck notwendig wäre. Ein bloßer Waffenstillstand allein ist zudem noch kein Frieden. Politische Initiativen, etwa aus den USA, zielen vor allem auf ein rasches Ende der Kämpfe, ohne die Sicherheitsinteressen und die Souveränität der Ukraine ausreichend zu berücksichtigen. Die ukrainische Seite hat hingegen wiederholt ihre Bereitschaft signalisiert, die Waffen niederzulegen – sofern Russland dasselbe tut. Ein tragfähiger Friedensprozess setzt Gerechtigkeit, Verlässlichkeit und die Anerkennung der ukrainischen Staatlichkeit voraus.

Eine besondere Rolle spielt die religiöse Dimension des Krieges. Die Russisch-Orthodoxe Kirche unterstützt den Angriffskrieg weiterhin ideologisch und legitimiert ihn religiös. Dies verschärft nicht nur die politische, sondern auch die kirchliche Spaltung innerhalb der Orthodoxie. In der Ukraine hingegen positionieren sich die meisten Kirchen klar an der Seite der leidenden Bevölkerung.

Religiöse Gemeinschaften wie die beiden Partnerkirchen des GAW – die Reformierte Kirche in Transkarpatien und die Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche in der Ukraine (DELKU) – leisten unter schwierigsten Bedingungen humanitäre Hilfe, begleiten Traumatisierte und halten trotz permanenter Bedrohung das Gemeindeleben aufrecht. Verantwortliche aus beiden Kirchen berichten von großer Erschöpfung, zugleich aber auch von bemerkenswerter Standhaftigkeit. Unter russischer Herrschaft, so machen sie deutlich, wollen und können sie nicht existieren. Die Situation in den besetzten Gebieten zeige, dass es dort keine Glaubensfreiheit gibt.

Trotzdem feiern die Gemeinden regelmäßig Gottesdienste – oft unter erschwerten Bedingungen. Pastor Alexander Gross aus Odessa betont: „Die Menschen brauchen neben der materiellen Hilfe Seelsorge und Trost. Und sie brauchen die Freude, die aus dem Evangelium zu uns kommt. Und das besonders zu Weihnachten!“ Beide Partnerkirchen organisieren Hilfe für Binnenvertriebene, versorgen Bedürftige und geben Halt in einer Zeit tiefgreifender Verunsicherung. „Unser Dienst ist ein Dienst der Hoffnung mitten im Alltag des Krieges“, so Gross.

Diese Stimmen sind für uns eine eindringliche Mahnung: Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Gewalt. Er braucht Gerechtigkeit, Solidarität und die Bereitschaft, den unter dem Krieg Leidtragenden zuzuhören. Gerade in der Advents- und Weihnachtszeit, in der wir uns auf das Kommen des Friedensfürsten besinnen, wird deutlich, wie zerbrechlich und zugleich wie kostbar die Hoffnung aus der Weihnachtsbotschaft ist.

Unsere Glaubensgeschwister in der Ukraine feiern weiterhin Gottesdienste im Schatten des Krieges. Sie halten fest an der Hoffnung, dass Gott auch im Dunkel gegenwärtig ist – und dass Gewalt nicht das letzte Wort behält.

Das GAW bleibt an der Seite seiner Partnerkirchen in der Ukraine: im Gebet, durch konkrete Unterstützung und durch das öffentliche Eintreten für einen gerechten und nachhaltigen Frieden. In der Advents- und Weihnachtszeit laden wir dazu ein, diese Solidarität sichtbar werden zu lassen.

Solaranlagen für die Ukraine (Foto: GAW)

Mit einer Spende unterstützen Sie die Reformierte Kirche in Transkarpatien und die Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche in der Ukraine in ihrer humanitären und seelsorglichen Arbeit. In Transkarpatien sorgen Solaranlagen in Pfarrhäusern dafür, dass Familien mit Kindern auch bei Stromausfällen Licht, Wärme und Wasser haben. Gleichzeitig ermöglicht der Bau- und Nothilfefonds der lutherischen Gemeinden, Binnengeflüchtete unterzubringen und beschädigte Kirchen und Pfarrhäuser instand zu setzen.

Ihre Spende hilft konkret: beim Wiederaufbau, bei der Versorgung von Notleidenden und beim Erhalt lebendiger Gemeinden – mitten im Schatten des Krieges.

Pfarrer Enno Haaks
Generalsekretär des GAW

Spendenkonto:

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Gustav-Adolf-Werk e.V.
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BIC: GENODED1DKD
Stichwort: Ukrainenothilfe