Ostergottesdienst 2025 in Móstoles
(Foto: Ricardo Moralejas)

„Es ist für mich ein Geschenk Gottes und ein Privileg, in Móstoles seit fünf Jahren als Pastor arbeiten zu dürfen und Gemeinde zu bauen,“ berichtet Pastor Ricardo Moraleja von der evangelischen Gemeinde der Iglesia Evangélica Española (IEE). „Ich musste neu lernen, zu predigen und das, was ich mal kennengelernt hatte, neu zu interpretieren. Pastor zu sein in Móstoles hat mich verändert und ist das, was mein Leben bereichert.“

Mitten in der dicht besiedelten Vorstadt Móstoles, nur 23 Kilometer südwestlich von Madrid, liegt seine Gemeinde „La Esperanza“ – die Hoffnung. Hoffnung wird hier gesät, denn es kommen Menschen ganz unterschiedlichen Kontexten zusammen. 60 Menschen gehören zur Gemeinde, die vor 35 Jahren als Missionsgemeinde gegründet wurde.

Zur Gemeinde gehören Menschen aus Äquatorialguiena, Nigeria, Kamerun und Spanien. Es ist eine bunte Gemeinde. Alle Menschen bringen ihre Traditionen mit. „Das ist ein Reichtum in unserer Gemeinde,“ sagt Ricardo. „Aber es ist auch eine Herausforderung. Denn aus Äqutorialguinea, einer ehemaligen spanischen Kolonie, die erst 1968 unabhängig wurde, kommen Menschen mit zwei verschiedenen Sprachen: Fang und Bubi. Dazu kommen andere Sprachen aus anderen Ländern. Die Menschen kommen dazu von verschiedenen Stämmen und Sippen. Wenn ein Mensch aus einer Sippe da ist, dann gehören in der Regel alle anderen dazu, egal ob sie vorher katholisch oder pfingstlerisch waren. Es kann sein, dass in unseren Gottesdiensten bei Gebeten und Liedern aus Afrika sechs verschiedene Sprachen vorkommen. Aber die verbindende Sprache in Predigt, Liturgie und den meisten Liedern ist Spanisch,“ fährt Ricardo fort. Und er betont, dass man vermeidet, politische Themen anzusprechen. Denn gerade in der ehemaligen spanischen Kolonie Äquatorialguinea gab es nach der Unabhängigkeit verschiedene Militärputsche mit grausamen Verfolgungen. Dazu gehört, dass die Menschenrechstlage im Land bis heute prekär ist. Das ist auch ein Grund, warum viele Menschen das Land z.B. Richtung Spanien verlassen haben.

„Wir bemühen uns um die Integration in Spanien. Viele leben schon lange hier. Sie haben studiert und gute Jobs. Andere arbeiten in einfachen Berufen. Zur Intgeration gehört es auch, dass wir aus biblischer Sicht über wichtige Themen sprechen, z.B. die Rolle der Frau. Viele Frauen haben durch unsere Arbeit sich weiterentwickelt. Für viele junge Leute der Gemeinde ist es wichtig, solche Fragen zu bearbeiten. Meistens haben allerdings die Männer mit solchen Themen ein Problem.“

Die Stadt Móstoles ist ein Spiegelbild der modernen spanischen Gesellschaft. In den letzten Jahrzehnten ist sie durch Zuzug stark gewachsen – und das nicht nur durch Menschen aus ländlichen Regionen Spaniens, sondern vor allem durch Migranten aus aller Welt. Viele von ihnen sind auf der Suche nach Sicherheit, Arbeit und Perspektive – und oft auch nach geistlicher Heimat.

(Foto: Ricardo Moralejas)

Die Hoffnungsgemeinde will genau das geben. „Zu den schönen Seiten der Gemeindearbeit gehört, dass in unserer Gemeinde der Respekt voreinander, vor Kranken, die Sorge um Bedürftige, das Achten aufeinander sehr ausgeprägt ist,“ sagt Ricardo. „Zudem sind die Gottesdienste durch die Musik, durchs Tanzen, Klatschen und Bewegen lebendiger als in traditionellen spanischen Gemeinden.“

Pastor Ricardo Moraleja begegnet all den Herausforderung mit Offenheit und will durch Bildungsangebote die Gemeinde bereichern. Gemeindearbeit bedeutet hier nicht nur Seelsorge und Predigt, sondern auch Brückenbauen zwischen Kulturen, Sprachvermittlung, Hilfe bei Behördengängen und das schlichte Dasein in Krisen.

Hier verbindet der Glauben über Grenzen hinweg. „Inzwischen kommen seit gut einem Monat auch Venezolaner:innen in unsere Gemeinde,“ sagt Ricardo. Von den 9,5 Millionen geflüchteten Venezolanerinnen hat sich inzwischen auch in Móstoles eine Comunity gebildet. „Vielleicht kommen langsam noch mehr, wenn sich herumspricht, dass hier eine lebendige Gemeinde aus sehr unterschiedlichen Menschen zusammen kommt, um gemeinsam Gott zu feiern, auf sein Wort zu hören und Glauben zu leben.“