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Plötzlich klingen Kinderstimmen aus dem Gottesdienstraum der protestantischen Gemeinde Marcinelle – mitten in der Woche an einem Vormittag. Im Saal, in dem am Sonntag der Gottesdienst mit 80 Personen gefeiert wird, findet der Sportunterricht einer naheglegenen Schule statt. Warum? „Wir haben Kontakt zur Schule aufgenommen, die zudem einen protestantischen Hintergrund hat“, sagt Pastor Emmanuel Coulon. „Viele Kinder der Umgebung besuchen die Schule, die in freier Trägerschaft ist. Einige Gemeindemitglieder gehören zum Lehrerkollegium. Mit ihnen zusammen haben wir angeboten, dass in der Woche die Räume der Gemeinde mitgenutzt werden können.“
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Für die protestantische Gemeinde ist das eine Überlebensstrategie. Vor 15 Jahren lag die Gemeinde am Boden. Doch das geduldige und stetige Arbeiten und eine Konzentration auf die Kinder- und Jugendarbeit hat sich ausgezahlt. Die Gemeinde hat sich in der Kommune vernetzt, Beziehungen – wie zur Schule – geknüpft und sich geöffnet. Und sie wächst.
Die protestantische Gemeinde von Marcinelle befindet sich in einer strukturschwachen Region Belgiens, die früher durch den Bergbau und die Stahlindustrie geprägt war. Die Gemeinde hat das langsame wirtschaftliche Sterben miterlebt und darunter gelitten, doch jetzt spürt sie dank der Arbeit des Pastors den Aufwind. Mithilfe des GAW wurde schon das Gemeindehaus saniert, um Raum für die Kinder- und Jugendgruppen zu schaffen. 100 Kinder und Jugendliche besuchen die Gruppen während der Woche. Auch zum Gottesdienst am Sonntag kommen mindestens 20 von ihnen. Die Gemeinde hat sich verjüngt und wirkt auf einmal anziehend.
Im Januar 2020 hatte die Gemeinde ein Unglück ereilt. Das marode Kirchendach sackte zusammen. Ab da durfte kein Gottesdienst mehr in der der Kirche gefeiert werden. Die Dachsanierung ist aktuell das herausforderndeste Projekt. Im GAW-Projektkatalog 2021 wurden dafür 18.000 € gesammelt. In diesem Jahr soll die Sanierung endlich abgeschlossen werden. Dann können nach fast fünf Jahren Pause Gottesdienste wieder in der Kirche stattfinden.
„Wir freuen uns bereits auf die sanierte Kirche. Dem GAW und der Evangelischen Kirche im Rheinland sind wir sehr dankbar für die Hilfe. Ohne hätten wir es nicht geschafft“, sagt Emmanuel Coulon.
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