Vor drei Jahren wurde Pastor Simon Callari gefragt, ob er sich vorstellen kann, Pastor in Tarija zu werden. 2017 hatte die Bolivianische Evangelisch-Lutherische Kirche (IELB) beschlossen, in der Stadt an der argentinischen Grenze mit 534 000 Einwohnern eine Gemeindearbeit zu beginnen.

Mitglieder der Kirche waren aus Not heraus aus El Alto, La Paz und Potosi nach Tarija gekommen und hatten um Hilfe gebeten. Meistens waren es alleinerziehende Mütter, deren Männer sie verlassen hatten. Stress in der Familie, Überforderung, ökonomische Schwierigkeiten, Gewalt – all das sind Gründe, warum die Familien zerbrochen sind. In Tarija haben sie einen Neubeginn versucht. Die Mütter arbeiten im informellen Sektor als Wäscherinnen, verkaufen Selbstgebackenes und andere Dingen. Wenn die Kinder aus der Schule kommen, sind sie zu Hause allein. Doch einige Mütter wussten bereits aus El Alto und den deren Orten, dass die Kirche Kinderbetreuungsprogramme anbietet, und fragten danach.

„Als lutherische Kirche ist es unsere Aufgabe an der Seite derer zu stehen, die uns am meisten benötigen“, sagte Pastor Julio Gutierrez, Mitglied der Kirchenleitung der IELB. So kam die Kirche nach Tarija. Nach vier Jahren fand die Gemeinde ein 900 m2 Grundstück am Stadtrand, wo in einer tristen Einöde langsam ein neuer Stadtteil wächst. Wichtig war es, das Grundstück zu sichern und zügig mit dem Bau eines Zentrums zu beginnen. Das GAW hat geholfen, die Mauer un das Grundstück zu bauen. Dazu wurden die santiäre Räume für die Kinderarbeit finanziert und der Bau des Zentrums unterstützt. Inzwischen gibt es einen Gemeindesaal für die Kinderarbeit und eine Unterkunft für Pastor Simon und seine Frau.

Die Arbeit mit den Kindern trägt Früchte. Von Montag bis Freitag kommen nach der Schule im Durchschnitt 25 Kinder. Hausaufgabenunterstützung, christliche Erziehung und gemeinsame Spiele stehen auf dem Programm, sodass die Kinde nicht allein sind. Inzwischen hat es sich herumgesprochen, dass es in dem Teil der Stadt eine Kirche gibt – und zwar eine lutherische. Sonst gibt es noch keine Kirche einen andere Denomination hier.  Die Gemeinde, zu der inzwischen 20 Menschen gehören, hat sich den Namen San Marcos gegeben.

„Die Menschen brauchen uns in ihrem täglichen Kampf ums wirtschaftliche Überleben“, betont Pastor Julio Gutierrez. „Wir wollen ihnen und ihren Kinder einen Ort geben, wo sie in Würde leben und wachsen können.“