Heidis Eltern kamen einst als Campesinos (Landarbeiter) nach Cochabamba. Die Familien, die ihre Dörfer verlassen, um in den Städten bessere Bedingungen zu finden, haben es nicht leicht. Aber auf dem Land reicht es oft nicht mehr zum Überleben. Klimawandel, Umweltzerstörung und Wassermangel machen es fast unmöglich, von der Landwirtschaft zu leben. Schon damals bot die lutherische Kirche für Kinder wie Heidi Betreuung an, während ihre Eltern arbeiteten. Inzwichen ist Heidi erwachsen und arbeitet als Anwältin. Sie ist stolz darauf, was sie erreicht hat. Ihr Neffe Rodrigo war vor 10 Jahren ebenfalls eines der Kinder, die hier ihre Nachmittage verbracht haben. Er studiert inzwischen und leitet zudem das Tageszentrum der lutherischen Gemeinde „El Redentor“ in dem Stadtteil Vila Taquiña.
Rodrigo betreut 20 Kinder, die nach der Schule in das kleine Zentrum der lutherischen Kirche kommen. Er erzählt von vier Mädchen, deren Vater die Familie verlassen hat. Aus Not heraus hat ihre Mutter versucht, Drogen nach Chile zu schmuggeln, um Geld für ihre Töchter zu verdienen. Sie wurde erwischt und sitzt im Gefängnis. Das älteste Mädchen studiert inzwischen Medizin und sorgt parallel für ihre Schwestern. Dann gibt es noch einen Mann, der seine drei Kinder allein erzieht. Während die Kinder in der Schule sind und anschließend ins Zentrum gehen, fährt er Taxi. Die Mutter arbeitet in Irland als Haushälterin. Alle zwei Jahre kommt sie über Weihnachten nach Bolivien.
Rodrigo hilft bei den Hausaufgaben und unterstützt die Kinder, wenn sie in bestimmten Fächern Schwierigkeiten haben.
„Für uns ist diese Arbeit ein wichtiger Beitrag für unsere Gesellschaft. Wir wollen an der Seite derer sein, die es am dringendsten brauchen. Uns ist zudem wichtig, die Kinder mit den biblischen Geschichten vertraut zu machen und ihnen christliche Werte beizubringen. Das ist auch eine Chance, als Kirche zu wachsen“, sagt Miguel, Schatzmeister der Kirche.
In „El Redentor“ haben vor der Coronapandemie GAW-Freiwillige mitgearbeitet. Mit der Pandemie brach der Kontakt ab. Ziel ist es, diese gemeinsame Arbeit zwischen der lutherischen Kirche und dem GAW wieder aufzunehmen.
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