Lutherische Kirche Solo por Fe

Vor mehr als 30 Jahren ist die kleine lutherische Gemeinde „Solo Por Fe“ (Allein durch Glauben) im Stadtteil „20 de julio“ im Südosten Bogotas entstanden. Der Pastor, der für die Gegend zuständig war, kümmerte sich um Kinder des Stadtteils. Er kannte sich aus, weil er selbst eine Wohnung dort hatte. Das beeindruckte zahlreiche Menschen. Bald gründete sich die Gemeinde, zu der heute ca. 50 Menschen gehören. Das GAW hat beim Bau der kleinen Kirche geholfen.

Heute kommen mehr Menschen freitags um 10 Uhr in die Kirche als am Sonntag. Das liegt an den taubstummen Menschen, an den geflüchteten Venezolanerinnen und an Krebs erkrankten Frauen aus dem diakonischen Projekt „La Vid Verdadera“ („Der wahre Weinstock“). Die Kirche ist dann gut gefüllt. Die Andacht wird für diejenigen, die nicht hören können, in Gebärdensprache übersetzt. Zudem beteiligen sich die Menschen aktiv am Gottesdienst, antworten auf Fragen und erleben die biblischen Texte interaktiv.

La Vid Verdadera

100 Meter entfernt liegt das diakonische Zentrum La Vid Verdadera. Es wurde 2003 errichtet, zunächst als Kindergarten. Dieser musste allerdings 2014 schließen, weil die gewachsenen staatlichen Anforderungen in dem Gebäude nicht mehr erfüllt werden konnten. Wie durch Zufall war zu der Zeit ein taubstummes Kind im Kindergarten. Die Gemeinde fragte sich, was sie tun kann für dieses Kind, denn in der Schule war man nicht auf Kinder mit Beeinträchtigungen eingestellt. So begann die Arbeit mit taubstummen Menschen. Später kamen Frauen dazu, die an Krebs erkrankt waren und überlebt haben. Es galt, sie zu unterstützen, denn oft verloren sie familiären Rückhalt mit alle den Konsequenzen der Verarmung. Seit einigen Jahren kommen auch Venezolanerinnen, die als Geflüchtete in dem Stadtteil „20 de julio“ leben, oft in den Hanglagen nicht weit entfernt in einem Slum.

Gottesdienst mit La Vid Verdadera

Mit dem Projekt „La Vid Verdadera“ sollen die Lebensmöglichkeiten der Menschen verbessert werden. Dafür finden Workshops statt, in denen Frauen über ihre grundlegenden Rechte unterrichtet werden und diese einfordern lernen. Dazu gibt es psychosoziale Betreuung. Die Frauen können an verschiedenen Arbeitsgruppen teilnehmen. In einer werden in Handarbeit Gebrauchsgegenstände sowie Schmuck aus Leder hergestellt. Daraus hat sich ein eigener Laden entwickelt, wo die Produkte angeboten werden – auch via Internet (https://www.tiendapones.org/). Hier haben sich Frauen, die das Handwerk in „La Vid Verdadera“ gelernt haben, selbständig gemacht und generieren dadurch ein eigenes Einkommen. Der kolumbianische Staat gibt wenig Unterstützung für Menschen mit Behinderungen.

Die GAW-Frauenarbeit unterstützt dieses Projekt in den kommenden Monaten mit 6 500 €. Mit diesem Projekt werden Menschen mit Hör-, kognitiven und körperlichen Behinderungen sowie Frauen, die Krebs überlebt haben, und Frauen mit geringem Einkommen, die Opfer von Gewalt sind und vulnerabel sind, begleitet. Menschen, die sonst ausgegrenzt werden, erleben hier Gemeinschaft und erfahren Bestätigung.

Zu den Treffen am Mittwoch und am Freitag kommen in der Regel ca. 50 Menschen. Mehr Tage sind aufgrund der knappen Ressourcen nicht möglich. Der Kreis derer, die von der diakonischen Arbeit proftiert haben, ist durch die Jahre viel weiter geworden. Das Zentrum hat sich in dem Stadtteil einen guten Ruf erworben.

„Die Kirche ist Diakonie!“, sagt Anna, die Koordinatorin der diakonischen Arbeit der IELCO. „Aber ohne die Kirche ist die Diakonie nichts!“

Insgesamt spielen die diakonischen Projekte in der IELCO eine enorm wichtige Rolle. Durch Projekte wie „La Vid Verdadera“ gibt sie Zeugnis vom Evangelium in einer zerrissenen Gesellschaft, die solche Orte der Gemeinschaft braucht.