„Als ich Mitglied der evangelischen Kirchengemeinde in meinem Stadtteil wurde, habe ich meinen Job als Russischlehrerin verloren“, erzählt Ina. Sie hat die Kirche 1992 zufällig kennengelernt und schloss sich ihr an. Sie kam aus einer kommunistischen Familie. Zudem hatte damals nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der Gründung des Staates Armenien die Armenisch-Apostolische Kirche einen starken Einfluss in der Gesellschaft. Auch in den Schulen. Als der Priester des Stadtteiles, der im Volksmund „Bangladesch“ genannt wird, das mitbekam, machte er seinen Einfluss geltend und sorgte für ihre Entlassung. Heute schaut Ina gelassen darauf zurück. „Für mich war die Gemeinschaft der Kirche wichtig. Und es war für mich so: Jesus hat mich gefunden!“ sagt sie.
Damals traf sich die kleine evangelische Gemeinde in Inas Wohnzimmer. 2001 konnten sie das heruntergekommene Gebäude einer Bierbar kaufen. Es liegt in einem Hinterhof. Wer es nicht kennt, der findet die Gemeinde nicht.
„Für die Gesellschaft in Armenien ist es wichtig, dass eine Kirche als Kirche zu erkennen ist. Dazu gehören ein Turm – möglichst im Stile der armenischen Tradition, ein Kreuz und Glocken“, sagt Ina. „Das alles haben wir nicht. Was wir aber haben, ist eine Gemeinschaft, in der wir miteinander beten, Gottes Wort hören und versuchen danach zu leben.“
„Für uns als Evangelische Kirche in Armenien ist es wichtig, dass wir auch von außen erkennbar sind, damit wir zeigen können, dass der evangelische Glaube schön ist und eine Farbe des bunten Regenbogens Gottes. Keine Kirche kann allein den Reichtum des Evangeliums erfassen“, bestätigt Pastor Hovhannes.
In „Bangladesch“ – das ist die Süd/West-Region Eriwans – gehören inzwischen 100 Personen zur Gemeinde mit ihren Kindern. 80 kommen jeden Sonntag zum Gottesdienst. Dazu gibt es ein wöchentliches Programm für alle Altersgruppen. Besonders wichtig sind die Kreativworkshops für Kinder und Jugendliche, die in vielen armenisch-evangelischen Gemeinden angeboten werden. Durch sie kommen Kinder und Jugendliche zur Kirche. Und so kommen ihre Eltern auch in Kontakt mit ihr. Die GAW-Konfirmandengabe wird im nächsten Jahr diese Workshops unterstützen. Aktuell nehmen 40 Kinder aus der Bangladesch-Gemeinde am Sommercamp teil.
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