Viele, viele armenische Fahnen wehen auf einem Hügel, wenn man die armenische Hauptstdt Eriwan verlässt. Es ist der der Militärfriedhof Yerablur – ein Soldatenfriedhof, der im Volksmund Heldenfriedhof genannt wird. 1992 wurde der Friedhof errichtet und dient als zentraler Bestattungsplatz getöteter Angehöriger der armenischen Streitkräfte aus den drei Kriegen um Arzach (Berg-Karabach).
Der erste Krieg mit Aserbaidschan fand direkt nach Wiedererlangen der Unabhängigkeit statt und dauerte von 1991 bis 1994. Damals gewann zwar Armenien, aber es waren 10.000 Tote in Armenien und 30.000 Tote in Aserbaidschan zu beklagen. Im April 2016 kam es drei Tage lang zu schweren bewaffneten Auseinandersetzungen. 200 Armenier fielen. Im Sechs-Wochen-Krieg Ende 2020 fielen 4.000 Soldaten auf armenischer und 3.000 Soldaten auf aserbaidschanischer Seite. Aus diesem Krieg, den das hochgerüstete Aserbaidschan gewann, sind immer noch gefangene armenische Soldaten zu beklagen. Vier Jahre sind sie schon in Militärgefängnissen gefangen. Es gibt keinen Zugang zu ihnen.
Als im September 2023 Aserbaidschan Arzach angriff, wurden 120.000 Armenier vertrieben. Sie haben alles verloren. Die Zukunft ist für sie ungewiss.
Es ist bewegend, über den Friedhof zu gehen. Die jüngsten Gefallenen sind 19 Jahre alt. Der älteste ist 75. Regelmäßig kommen Angehörige zu den Gräbern mit frischen Blumen und Weihrauch. Im Hintergrund des Fahnenmeeres leuchtet der Ararat.
Die Evangelische Kirche Armeniens hat insbesondere in Gyumri Angehörige unterstützt, deren Soldaten noch in den Gefängnissen festgehalten werden. „Das war für uns eine wichtige Arbeit“, sagt Pastor Hovhanes Hovsepyan. „Die Menschen sind traumatisiert. Wir haben ihnen zugehört, psychologische Hilfe organisiert und sie nicht allein gelassen. Dazu haben wir sie finanziell unterstützt, denn mit den gefangenen Soldaten standen sie vor dem Nichts.“
Das GAW hat für diese Arbeit 25.000 € gesammelt.
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