„Der Ort unserer Versöhnungskapelle ist ein Ort, an dem blutige Schlachten stattgefunden haben,“ sagt Pfarrer Günter Ihle, einer der beiden Pfarrer an der deutsch-französischen Versöhnungskapelle. Die Kriege 1870/1, 1914-18 und 1939-45 haben ihre Spuren hinterlassen. Es hat lange gedauert bis Deutsche und Franzosen es geschafft haben, friedliche miteinander umzugehen. „Wichtig war es, dass es immer wieder Menschen gab, die die Brücken nicht haben abreißen lassen. Wichtig waren immer wieder die Menschen, die aufeinander zugegangen sind. Daran konnten wir mit der Arbeit der Versöhnungskapele anschließen,“ so Ihle.
Die Versöhnungskapelle befindet sich unmittelbar am Rhein. Gleich nebenan überquert eine Fahrrad- und Strassenbahnbrücke den Rhein und verbindet Straßburg mit Kehl auf badischer Seite.
In dieser Gegend von Port du Rhin in Strasbourg wächst jetzt ein neuer Stadtteil für ca. 15 000 Menschen heran. Genau hier haben sich die Evangelische Landeskirche in Baden (EKiBa) und die Union Protestantischer Kirchen von Elsass und Lothringen (UEPAL) zu einem grenzüberschreitenden Projekt entschlossen. Eine kleine 1941 errichtete Kapelle konnte zur „Kapelle der Begegnung“ ausgebaut werden. Hier verschwimmen die Grenzen zwischen Ländern und Sprachen, Menschen und Kulturen. Das spürt man auch in dem Stadtteil. Lange war es ein Problemviertel mit vielen Herausforderungen.
Schon 2020 hat das GAW die Versöhnungskapelle gefördert, die von der französischen Pfarrerin Rose Van De Keere und dem badische Pfarrer Günter Ihle betreut wird. Das geht nur im Team und mit gegenseitigem Verständnis. Beiden spürt man ab, dass hier bei dieser Arbeit ihr Herz schlägt. „Es geht hier um Begegnung, Begenung, Begegnung,“ sagen beide. „Aber nicht nur um Begegnung unter Evangelischen. Da gibt es nicht viele. Es geht um Begegnung mit den katholischen und orthodoxen Geschwistern, um Begegnung mit den muslimischen Bewohner:innen des Stadtteils und mit Menschen, die mit Religion kaum Berührung hatten. Es geht ums Kennenlernen, Angst abbauen und überwinden und um Teilhabe im Leben des Stadtviertels,“ sagen Rose und Günther.
„Und das alles in dem laizistischen Frankreich mit deutscher Beteiligung – das ist ein großes Geschenk,“ sagt Günther Ihle, der selbst mit einer Französin verheiratet ist und in der eigenen Familie das lebt, was er in der Versöhnungskapelle gemeinsam mit seiner Pfarrkollegin umsetzt.
Dieses deutsch-französische Versöhnungsprojekt lebt von der Unterstützung und soll mit seinen vielfältigen Angeboten weiterhin gestärkt werden. Im Projektkatalog 2025 will das GAW dieses wichtige Projekt mit 19.000 € unterstützen.
Mehr Informationen: www.chapelledelarencountre.eu
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