Johannes Pöhls studiert evangelische Theologie an der Universität Mainz. Zum dritten Mal nahm er an einer GAW-Studienfahrt teil. Er kommt aus der Pfalz und wird irgendwann dort als Pfarrer arbeiten. Er schildert seine Eindrücke aus Warschau in den Tagen vom 14. bis zum 17. März:
„Die diesjährige Studienfahrt führte uns in die Hauptstadt Polens. Es standen interessante Termine auf dem Plan.
Der Besuch in der Akademie, der theologischen Hochschuleinrichtung, zeigte mir wie unterschiedlich die Studienrealitäten doch sein können. Alle protestantischen Konfessionen werden dort an einer „Fakultät“ unterrichtet, wenn auch nur in wenigen Fächern gemeinsam. Auch ist das Lehrsystem dort praktischer als in Deutschland angelegt. Zumindest die lutherischen Studierenden, die wir kennen lernen durften, werden von ihrer Kirche schon im Studium intensiv begleitet. Einige Aspekte davon fand ich sehr interessant und erachtete sie als gewinnbringend, gerade auch weil mit einem Gemeindepraktikum von 4 Wochen (an der Uni Mainz jedenfalls) der praktische Teil im Studium in Deutschland sehr gering ist und man fast komplett erfahrungslos ins Vikariat eintritt. An manchen Punkten erschien es mir jedoch auch etwas einengend und auch mit Zwängen behaftet. Ich finde ein Studium der Theologie sollte auch noch genug Freiraum bieten, um sich persönlich zu entfalten und sich im eigenen Tempo weiterzuentwickeln und eine eigene Theologie zu entfalten. Auch ist mir aufgefallen wie privilegiert wir an deutschen Fakultäten sind, was die Auswahl und Verfügbarkeit von Fachliteratur in der eigenen Sprache angeht.
Als uns die Arbeit der Diakonie Polen vorgestellt wurde, waren wir alle beindruckt davon, was die Mitarbeitenden dort alles leisten, gerade auch im Hinblick auf die Arbeit mit den Geflüchteten aus der Ukraine. Auch im Angesicht dessen, dass sie personell nicht sehr stark aufgestellt sind. Auch ist mir einmal mehr klar geworden, wie wichtig die Arbeit des GAW’s für die Unterstützung von humanitären Hilfsprojekten ist. Gleichzeitig kam mir aber auch der Gedanke, welch weitreichende Folgen der starke Mitgliederschwund in der EKD und der damit einhergehende Schwund finanzieller Mittel hat. Solche humanitäre Hilfsprojekte würden an Unterstützung verlieren, was wahrscheinlich den wenigsten Mitgliedern der Landeskirchen bewusst ist. Auch kam mir der Gedanke, dass generell wahrscheinlich nur wenige Mitglieder von der umfangreichen Hilfsarbeit des GAW’s wissen.
Der Besuch der reformierten Gemeinde zeigte uns einmal mehr wie wichtig einzelne starke Persönlichkeiten in einer Diaspora Kirche sein können. Der dortige Pfarrer denkt Kirche und Theologie ganz neu, was auf geteilte Meinungen unter uns stieß, und bezeichnete sich selbst als progressiven Pfarrer. Er hatte spannende, pragmatische Ansätze, um ein Fortbestehen der kleinen Reformierten Kirche in Polen zu ermöglichen.
Die Stadtführung war interessant gestaltet und zeigte uns viele Facetten Warschaus, aber am Ende merkte ich wieder, dass es mir schwer fällt diese Stadt und ihren Charakter einzuschätzen.
Am letzten Tag fand der Abschlussgottesdienst in der Dreifaltigkeitskirche, einem beeindruckenden klassizistischen Bau, statt. Auch wenn das Abendmahl in der lutherischen Liturgie nicht unbedingt meinem Eucharistieverständnis entspricht und ich es so nicht gewohnt bin, wollte ich mich trotzdem darauf einlassen. Es hat mir ehrlicherweise persönlich nicht zugesagt, aber diese Erfahrung machen zu dürfen war trotzdem sehr wertvoll für mich. Da konnte ich gedanklich auch nochmal einen Bogen zu der Studienfahrt 2022 nach Wien schlagen. Als wir damals die GEKE (Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa) besuchten erfuhren wir, dass es eine ihrer Aufgaben ist, dass alle Mitgliedskirchen untereinander Abendmahlsgemeinschaft haben können. Dies konnte ich nun noch einmal besser verstehen, nämlich dass es keine Selbstverständlichkeit ist, dass wir an diesem Tag in Polen alle zusammen Abendmahl feiern konnten.“
Dem GAW ist es wichtig, dass deutsche Theologiestudierende mit der Arbeit des GAW in Berührung kommen, um zu verstehen, welch große Bedeutung diese Arbeit für die evangelischen Partnerkirchen weltweit hat.
Die Fahrt im Jahr 2025 wird uns nach Paris führen.
Kommentare