Martin und Magdalena Brzóska im Diakonieladen

Pfarrer Martin Brzóska ist der Hauptpfarrer an der Jesuskirche in Teschen (polnisch: Cieszyn). Die Stadt liegt im Teschener Schlesien am Rande der Schlesischen Beskiden, ca. 70 Kilometer südlich von Kattowitz, direkt an der Grenze zu Tschechien, und hat ca. 35.000 Einwohner.

Seit Beginn des Krieges in der Ukraine hat die Gemeinde aktiv ukrainischen Geflüchteten geholfen. In verschiedenen Wohnungen konnten sie untergebracht werden. Etliche von ihnen begannen auch schon zu arbeiten. Es gibt ein größeres ehrenamtliches Team in der Gemeinde, die mit Hilfe von Martins Frau Magdalena die Flüchtlingshilfe koordiniert. Dazu gehört u.a. ein kleiner Laden, in dem Kleidung und Lebensmittel einmal monatlich vergeben werden. Sieben „Teile“ dürfen sich die Geflüchteten aussuchen und mitnehmen. Alles ist durch Spenden finanziert bis hin zur Unterstützung durch die Partnergemeinde in Schwanach in Franken. Über 1 000 geflüchtete Ukrainer leben in und um Teschen herum.

Was in Teschen fehlt, ist ein Raum der Begegnung. Martin und Magdalena Brzóska wollen einen ehemaligen Laden, der der Gemeinde gehört und gleich um die Ecke der großen evangelischen Jesusgemeinde liegt, sanieren und zu einem diakonischen Begegnungs- und Beratungszentrum für Geflüchtete umbauen. Auch Sprachkurse sollen angeboten werden. Dafür braucht er ca. 50 000 €. Die Partnergemeinde wird dabei mit einem guten Betrag helfen. Das GAW wird sich ebenso beteiligen.

Zur größten Gemeinde der Evangelischen Kirche A.B. in Polen:

Bis 1918 gehörte das Teschener Schlesien (das frühere Herzogtum Teschen) zur österreichischen Doppelmonarchie. 1919 kam es zu bewaffneten Konflikten zwischen Polen und Tschechen. Auf der Pariser Friedenskonferenz wurde das Teschener Schlesien zwischen Polen und Tschechoslowakei aufgeteilt. Das Gebiet südlich der Olsa wurde, obwohl überwiegend von Polen bewohnt, der Tschechoslowakei zugeschlagen. Teschen wurde eine geteilte Stadt. Die südliche Vorstadt mit Hauptbahnhof und Fabriken wurde zu Tschechisch-Teschen. Dem EU-Beitritt beider Länder ist es zu danken, dass nun wieder zusammen wachsen kann, was zusammen gehört. Der alte Teschener Dialekt ist eine Mischung aus polnisch, deutsch und tschechisch.

Die Kirchengemeinde Teschen (Parafia Ewangelicko –Augsburska w Cieszynie) ist mit ca. 7.000 Gemeindegliedern die größte Kirchengemeinde in der Evangelisch-Augsburgischen (= lutherischen) Kirche in Polen. Von den ca. 65.000 Lutheranern in Polen leben ca. 35.000 im Gebiet um Teschen.

Die Kirchengemeinde ist sehr aktiv. Zur ihr gehören 8 Filialkirchen mit Gemeinderäumen in umliegenden Ortschaften. Eine große Rolle spielt der Chorgesang. Entsprechend viele Chöre hat die Gemeinde. Die Kirchengemeinde ist via ihrer Evangelischen Gesellschaft Trägerin eines großen Kindergartens, einer Grund- und Mittelschule und einer Oberschule (= Gymnasium). Hauptkirche ist die Jesuskirche, deren Bau 1709 vom österreichischen Kaiser genehmigt wurde. 1710 war Grundsteinlegung. Sie hatte Platz für 6000 Gottesdienstbesucher.

In ihr sind auf den oberen Emporen eine wertvolle Bibliothek, Archiv und eine kleines Museum des Protestantismus untergebracht. Die Geschichte der Evangelischen im Teschener Schlesien und Teschen beginnt früh und war von Anfang an nicht nur eine Sache des Adels, sondern ebenso der Bauern und der Bürger. Aber sie ist geprägt durch lange Zeiten einer radikalen Gegenreformation, die am Anfang des 17. Jahrhunderts begann. Als das Herzogtum Teschen Mitte des 17. Jahrhunderts unter die direkte Herrschaft der Habsburger geriet, wurden die evangelischen Kirchen geschlossen und eingezogen. Evangelische Schriften wie die Bibel in polnischer Sprache oder das tschechische Gesangbuch wurden verboten. Viele Familien flohen in abgelegene Regionen oder wanderten aus. Über ein halbes Jahrhundert trafen sich die Evangelischen heimlich in sogenannten „Waldkirchen“. Auf Druck des schwedischen Königs Karl XII durften schließlich in Schlesien 6 Gnadenkirchen gebaut werden. Die Teschener Jesuskirche ist eine davon und die einzige, die noch als evangelische Kirche genutzt wird. Volle Bürgerrechte erhielten die Evangelischen erst 1861 durch das „Protestantenpatent“. Schwer geprüft wurde die Gemeinde durch die Folgen der beiden Weltkriege und dann durch die kommunistischen Jahrzehnte. Das ist durchaus bis heute zu spüren. Die Gemeinde hat viele Gebäude zurückerhalten. Aber es gibt bis heute an vielen Gebäuden dringenden Renovierungsbedarf. Zudem sind die Mietverträge noch aus alter Zeit und lassen sich nicht einfach verändern. Deshalb gibt es zu wenig Finanzkraft für die dringendsten Baumassnahmen.