Superintendentin Susanne Beuth

Pfarrerin Mathilde Sabbagh aus Hassakeh in Nordostsyrien erhielt am 12. November die Georg-Fritze-Gedächtnisgabe des Kirchenkreises Köln Mitte. An der Preisverleihung durch Superintendentin Susanne Beuth nahm Mathilde Sabbagh via Zoom teil. Die 32-jährige Seelsorgerin macht sie sich seit sieben Jahren für Kinder und Jugendliche stark und sorgt für humanitäre Hilfe in einer Region, in der es tagtäglichen Mangel an Wasser, Strom und Lebensmitteln gibt. Als erste Frau überhaupt in Syrien wurde sie am 3.
April 2022 offiziell ordiniert. 

Die GAW-Frauenarbeit hatte die Arbeit von Mathilde Sabbagh mit ihrem Jahresprojekt 2021 stark unterstützt.

In ihrer Laudatio schilderte M. Khalaf, die selbst aus Syrien stammt, den Werdegang der Pfarrerin, nachdem sie die Zuhörer mit persönlichen Worten berührt hatte: „Ich muss Ihnen sagen, dass ich gerade Tränen in den Augen habe. Diese Auszeichnung gibt mir Hoffnung auf eine Zukunft für mein Land, das ich sehr vermisse.“ Sie beschrieb Mathilde Sabbagh als eine Frau, „deren Herz für Theologie brennt“. 

Kinder in der Kirche in Hassakeh im Winter

Danach bedankte sich Mathilde Sabbagh für den mit 10.000 Euro dotierten Preis: „Dieser Preis ist ein Zeichen der Hoffnung, das unsere Kirche weltweit verbunden ist.“ Um trotz der Entfernung ins Gespräch zu kommen, forderte sie die Zuhörerinnen weit weg in Köln auf, ihr Fragen zu stellen. Die Frage, ob sie nicht ständig in Angst lebe, beantwortete sie so: „Am ersten Tag meiner Rückkehr nach Hassakeh als Pfarrerin entkamen meine Familie und ich nur knapp einem Raketenangriff auf unser Haus. Da dachte ich, entweder gehe ich gleich wieder weg oder ich bleibe und mache mit aller Kraft weiter.“ Zu der allgegenwärtigen humanitären Notlage kämen noch Anfeindungen orthodoxer Kollegen hinzu, die ihr das Leben schwer machen.

Seit dem Jahr 1981 zeichnet der Kirchenkreis Köln-Mitte alle zwei Jahre
Menschen oder Institutionen mit der Pfarrer-Georg-Fritze-Gedächtnisgabe
aus, die sich in besonderer Weise für Opfer von Diktatur, Gewalt und
Menschenrechtsverletzungen einsetzen oder selbst Opfer von Gewalt sind. Der Kölner Pfarrer Georg Fritze war überzeugter Pazifist, Antifaschist und Mitbegründer der Bekennenden Kirche. Schon Ende der 1920er Jahre warnte er vor dem Faschismus und verweigerte 1938 den Treueeid auf Adolf Hitler.