Kaffeeplantage, dahinter die Kapelle Cristo Vive

Pastor Lauro Elói Fleck ist schon pensioniert. Nun ist er aber für sieben Monate nach Rondônia gekommen, um eine Schwangerschaftsvertretung zu übernehmen. „Ich habe früher in Mato Grosso gearbeitet“, sagt er. „Die Leute in der Region sind mir ans Herz gewachsen. Sie brauchen pastorale Begleitung“, so Lauro. „Ich bin in der Woche den ganzen Tag unterwegs und besuche die weit auseinander wohnenden Gemeindemitglieder“, erläutert er vor einer Karte, auf der die Häuser der Mitglieder zu sehen sind. Lauro hört bei den Besuchen viel. Das merken wir, als wir ihn begleiten.

Sechs Predigtstätten hat die Parochie Martin Luther. 220 Familien gehören ihr an. Das sind ca. 720 Personen. Eine der Predigtstätten ist die Kapelle „Cristo vive“. Die Menschen hier leben von Viehzucht, Milchproduktion und Kaffeeanbau. Lauro ist es wichtig, ihnen nahe zu sein, denn sie kommen in großer Zahl zu den Gottesdiensten. Zwei bis drei Gottesdienste bietet er pro Sonntag an, zu denen ungefähr die Hälfte der Mitglieder kommen. Der Zusammenhalt und die Gemeinschaft ist ihnen wichtig.

Präsident Dr. Dutzmann im Gespräch
mit dem Spender des Kirchengrundstücks

Erst Mitte 2021 wurde die neue Kirche eingeweiht. Sie hat eine alte, langsam verfallende Holzkirche ersetzt. Das Grundstück hat ein Gemeindemitglied der Gemeinde geschenkt. Er selbst bewirtschaftet einen Hof mit 85 ha. Ihm ist es wichtig, dass das Evangelium rein gepredigt wird. „Der Pastor darf die Verkündigung des Evangeliums nicht verlassen!“ sagt er sehr deutlich beim Mittagessen auf seinem Hof. „Die reine Verkündigung des Evangelium ist wichtig. Wir müssen bei Christus bleiben.“ Auf die Frage, wie das geschieht und bei welchen Themen diese Frage überhaupt aufkommt, ist er schnell bei politischen Themen. 

Das ist in der polarisierten brasilianischen Gesellschaft nicht verwunderlich. Gerade in dem derzeitigen Wahlkampf geht es nur um die Frage, wen man untersützt – Bolsonaro oder Lula. Je nachdem, ob man sich einig ist oder nicht, kann es zu Konflikten kommen. „Da ist es meine Aufgabe, die Gemeinde zusammen zu halten und im Dialog zu bleiben“, so Lauro. Die Angst vor einem möglichen Auseinanderbrechen der Gemeinde an diesen Fragen beschäftigt derzeit viele Gemeindeglieder, das merkt Lauro bei seinen Besuchen.

Kircheninnenraum mit Bibelvers aus Römer 1,17

Der Name der Kirche „Cristo Vive“ ist ein gutes Programm, um gemeinsam Kirche zu sein. Wie schafft man es, Jesus lebendig zu halten und ihn nicht zu vereinnahmen? Wie schafft man es, dass man trotz unterschiedlicher Auffassungen in Fragen der Gerechtigkeit füreinander, für das Miteinander, für die Schöpfung zusammenbleibt? Lebt Jesus unter uns? Ihn können wir nicht besitzen, aber er will uns frei machen, dass wir miteinander das Leben zum Wohle aller gestalten.

Es ist gut, dass das GAW in dieser aufgeheizten Atmosphäre in Brasilien diesen Kirchenbau unterstützt hat. 9.000 € wurden dafür gesammelt.

Kirchenräume sind dazu da, dass verkündet wird, dass Jesus lebt und wir mit ihm. Das muss Folgen haben und sich im Alltag bewähren!