Gleich der erste „Frauentalk
weltweit“ der GAW-Frauenarbeit war mit 35 Teilnehmerinnen sehr gut besucht. Zu Gast war
eine Christin aus der Evangelischen Kirche in Syrien, die seit 2014 in Deutschland lebt und wie vorher in Damaskus als Ärztin arbeitet. Ihren vollen Namen will sie nicht im Internet lesen, weil sie sich Sorgen um Verwandte in Syrien macht.
Ursprünglich wollte M. nicht unbedingt Ärztin werden: „Gern hätte ich Theologie studiert, wenn es damals schon
möglich gewesen wäre, in unserer Kirche Pfarrerin zu werden. Ich
bin sehr stolz darauf, dass wir heute in unserer Kirche schon vier
Pfarrerinnen haben.“
M. erzählt, dass sie in
Deutschland oft gefragt werde, warum sie Christin ist und ob sie etwa
in Deutschland konvertiert sei. Viele wüssten gar nicht, dass es
auch in Syrien Christen gebe und sogar evangelische Christen. „Bei
uns in Syrien gibt es schon viel länger Christen als in Europa“, erzählt sie dann.
Besonders stolz ist sie, dass sie aus der Stadt kommt, in der
Paulus bekehrt wurde. In Damaskus steht in der Geraden Straße das Wohnhaus von Hananias, des Christen, der Paulus
nach seiner Bekehrung getauft hat.
Geflohen ist M. im Jahr 2014,
erzählt sie: „In den ersten Kriegsjahren hat man in Damaskus
lediglich die Bomben gehört, die außerhalb der Stadt fielen. Wir
wussten nie, von wem sie kamen und wer gegen wen kämpfte. 2013 kam
der Krieg schließlich nach Damaskus. Ich hatte zwei kleine Kinder, der Strom
fiel irgendwann komplett aus. Schließlich fiel eine Rakete auf unser
Nachbarhaus und die Splitter kamen auch in unsere Wohnung. Da wollte
ich nur noch weg.“ Nach Deutschland gelangte sie schließlich über eine sehr engagierte
Frau und ihre Kirchgemeinde auf sicherem Wege mit
Hilfe einer Bürgschaft.
Die Gerade Straße in Damaskus im Jahr 2010 |
In Syrien hatte sie sich Anfang der
2000er Jahre für Menschen engagiert, die vor dem Irakkrieg fliehen
mussten. Da konnte sie noch nicht ahnen, dass sie einmal selbst
gezwungen sein würde, zu fliehen. Heute sagt sie: „Das Wort Asyl hat für mich im Deutschen einen negativen
Klang. Ich bevorzuge die Worte Hilfe- oder Schutzsuchende.“
Heute werde in Damaskus zwar nicht mehr
gekämpft. „Aber es sind immer noch überall Waffen vorhanden. Das macht Unsicherheit und Angst.“ Außerdem ist die wirtschaftliche
Lage in Syrien katastrophal. Es gibt eine enorme Inflation. Die
Menschen verdienen umgerechnet nur noch wenige Dollar im Monat.
Deshalb sind sie auf Hilfe von außen angewiesen.
Trotzdem hat M.
Hoffnung: Sie zeigt Bilder aus ihrer Heimatgemeinde mit vielen Kindern im Gottesdienst. Wenn sie die Bilder sieht, ist sie sich
sicher, dass die Kirche trotz des Krieges eine Zukunft hat.
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