Meletis Meletiadis ist Pfarrer der Gemeinde Volos. Der 60-jährige war von 2002 bis 2020 der Moderator der Griechisch-Evangelischen Kirche (GEK) und somit ab 2015 das Gesicht einer Kirche, die aus tiefster Überzeugung Flüchtlingshilfe geleistet hat.
Pfarrer Meletis Meletiadis |
Als 2015 in Idomeni an der griechisch-nordmazedonischen Grenze ein riesiges Flüchtlingscamp entstand, weil die Grenzen entlang der Balkanroute geschlossen wurden, besuchten verschiedene Gemeinden das Camp drei- bis viermal in der Woche. „Anfangs haben wir je 1 000 Sandwiches und Wasserflaschen verteilt, dazu Kleidung sowie Hygiene- und Babyartikel. Später wurden es 6 000 Mahlzeiten pro Besuch“, erzählte Meletiadis in einem Interview 2016. „Die Situation der Flüchtlinge überwältigt uns alle. Unsere Gemeinden helfen, wo sie können. Was wir dort sehen und erleben, zerstört unsere Hoffnung auf ein an christlichen Werten orientiertem Europa.“
Die Gemeindeglieder der Griechisch-Evangelischen Kirche sind größtenteils Nachkommen der 1922/23 aus der Türkei vertriebenen Pontosgriechen. Die Erinnerungen an die Schicksale der eigenen Familien lösten eine Hilfsbereitschaft aus, die im Vergleich zur geringen Größe der Gemeinden schier unglaublich war.
Heute sind in Griechenland die Rahmenbedingungen für Menschen, die weiterhin Geflüchtete unterstützen wollen, schwieriger geworden. In Volos gibt es noch drei Flüchtlingslager: eins für Familien und zwei für minderjährige Flüchtlinge. Das griechische Ministerium für Flüchtlingsangelegenheiten, das die Einrichtungen verwaltet, hat den Besuch von außen und Hilfsmöglichkeiten eingeschränkt. NGO´s dürfen die Lager nicht mehr so einfach betreten und dort arbeiten. Der Staat fürchtet, dass sie ihre eigene Agenda verfolgen und damit für Ärger in den Lagern sorgen. Pfarrer Meletis Meletiadis hat immer wieder Kontakt zu Geflüchteten in Volos. „Nichtsdestotrotz sammeln wir das Nötigste, was die Flüchtlinge brauchen – und was ihnen fehlt: Kleidung, Essen, Medizin, Schulmaterial und Spielsachen. Das, was sie im Lager offiziell bekommen, ist oft nicht ausreichend. Die Flüchtlinge selbst dürfen das Lager verlassen. Nur ist das in Coronazeiten sehr eingeschränkt. Deshalb sieht man auch nicht mehr viele Flüchtlinge im Straßenbild. Aber sie kommen zu unserer Gemeinde“, berichtet Meletiadis. „Sie sind aus dem Irak, Iran, Syrien, Pakistan, Somalia, Nigeria – nur um einige Herkunftsländer zu nennen. Auffallend ist, dass inzwischen auch zahlreiche türkische Flüchtlinge unter ihnen sind, weil sie keine Perspektive in der Türkei sehen.“ Die Zahl derer, die über das Mittelmeer nach Griechenland kommen, sei um bis zu 80% gesunken: „Die Patrouillenboote auf beiden Seiten der Grenze zeigen Wirkung.“
Das GAW hat die Flüchtlingsarbeit der griechisch-evangelischen Gemeinden in den vergangenen Jahren regelmäßig unterstützt. Denn man darf eines nicht vergessen: In Griechenland trafen die Geflüchteten auf ein Land, das ausgelaugt war von einer seit Jahren andauernden Wirtschaftskrise. „Wir danken Ihnen für Ihre Bereitschaft, der GEK in dieser für die ganze Welt schwierigen Zeit zu helfen. Wir schätzen zutiefst den christlichen und großzügigen Geist Ihrer Solidarität und treuen Unterstützung seit vielen Jahren“, bekräftig Pfarrer Meletiadis die Bedeutung der Hilfe aus dem GAW.
Im Jahr 2021 unterstützt das GAW mit der Konfirmandengabe die Flüchtlingshilfe der evangelischen Hilfsorganisation Perichoresis in Griechenland. Alle Konfirmandinnen und Konfirmanden in Deutschland können mit ihrer Konfirmandengabe dazu beitragen, dass diese Hilfe weitergeht.
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