Auch der Sohn von Pfarrer Davorka Horvat hat geholfen, die „Gottesdienste auf Papier“ zu verteilen. |
Davorka Horvat, Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Gemeinde in Legrad in Kroatien, schreibt über seine Erfahrungen während des Lockdowns:
„Zuerst waren wir alle schockiert, wir wussten nicht, wie wir uns verhalten oder was wir tun sollen. Unsere ältesten Gemeindemitglieder sagten, dass sie so etwas noch nie erlebt hätten: eine Zeit, in der man alles hat, aber nicht zusammenkommen darf. Selbst im Krieg konnte man Gottesdienste halten. Es hat einige Zeit gedauert, bis wir uns und unser Leben neu organisiert hatten. Die digitale Kontakt über Zoom zu Pfarrerkollegen und zum Bischof war sehr gut und hat mir persönlich auch sehr geholfen. Wir haben Erfahrungen ausgetauscht, haben uns gegenseitig ermutigt und voneinander gelernt, welche Ideen und Formate gut funktionieren. Schnell habe ich festgestellt, dass es in unserer Gemeinde nicht funktionieren wird, wenn wir Gottesdienste aufnehmen und auf Online-Plattformen zum Streamen anbieten. Unsere Gemeindemitglieder sind meist älter und haben weder Computer noch Smartphone. So haben wir den „Gottesdienst auf Papier“ angeboten: mit Lesestücken, einer Predigt, Gebeten und Liedern. Es war eine segensreiche Erfahrung, durch Legrad zu gehen und den Gottesdienst zu verteilen. Wir haben damit auch Menschen erreicht, die eigentlich nicht zur Kirche kommen und sogar einige katholische Gläubige haben sich für unsere „Gottesdienste auf Papier“ interessiert.
Unsere lutherische Gemeinde in Legrad hat 150 Mitglieder in 45 Familien. Wir haben jeden Sonntag rund 50 Gottesdienste verteilt, zweieinhalb Monate lang.
Für allein lebende ältere Menschen war Ostern die härteste Zeit. Die Familie konnte wegen des Lockdowns und der Kontaktbeschränkungen nicht zu Besuch kommen. Deshalb haben wir für diese Menschen kleine Päckchen gepackt mit ein bisschen Schokolade und einem kleinen Geschenk. Es war so wunderbar, das Lächeln auf den Gesichtern der Beschenkten zu sehen. Ich habe viele Anrufe von Gemeindemitgliedern erhalten, die uns dafür gedankt haben, dass wir an sie gedacht und sie nicht vergessen haben. Diese Anrufe waren sehr ermutigend.
Auch für die Kinder in unserer Gemeinde haben wir Newsletter gemacht und verteilt: Ostern, am Sonntag des Guten Hirten und zum Muttertag.
Schon vor der Pandemie hatten wir auf Viber und WhatsApp Gebetsgruppen, die wir „Spirituelles Frühstück“ nennen und in denen wir christliche Texte und Gebete teilen. Diese Gruppen sind während des Lockdowns gewachsen. In diesen Gruppen habe ich auch Gottesdienste geteilt, die Pfarrerkollegen in anderen Gemeinden unserer Kirche aufgenommen haben.
Wir haben unseren älteren Gemeindemitgliedern auch im Alltag geholfen. Wir haben für sie eingekauft, ihnen Medikamente gebracht, ihre Rechnungen bezahlt und getan, was auch immer notwendig war.
Nach dem Ende des Lockdowns haben wir begonnen, wieder Gottesdienste zu halten. Mit all den Auflagen, des Gesundheitsministeriums: Masken, Abstand, Desinfektionsmittel.
Wir beten, dass die Pandemie abflaut und dass wir bald wieder leben, beten und Gottesdienst feiern können wie zuvor.“
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