Lebensmittellieferungen für die Mbya-Indigenen |
Argentiniens Corona-Ausgangssperre ist eine der strengsten weltweit. Seit fünf Monaten befindet sich das Land im Lockdown. Dennoch breitet sich das Coronavirus weiter aus.
Die Schule für indigene Kinder in Takuapí/Misiones wird von der Schweizerischen evangelischen Gemeinde, die zur IERP gehört, getragen. Ruth Weidmann aus der Gemeinde engagiert sich ehrenamtlich für die Schule. Sie schreibt uns über die schwierige Zeit des Lockdowns:
„Im März begann das neue Schuljahr nach den Sommerferien. Nach nur einer Woche Schulbetrieb musste die Schule aber wieder schließen. Plötzlich musste das Team ganz neue Wege finden, um die Kinder zu erreichen – zumal es in Takuapí fast keine digitalen Geräte gibt und nur schlechten Internetempfang.
Seitdem sind die indigenen Assistenzlehrer, die im Dorf wohnen, noch wichtiger geworden. Sie versammeln die Schüler im Freien auf kleinen Bänken und gehen mit ihnen die
Aufgaben durch, die die (spanischsprachigen) Lehrerinnen vorbereitet haben. Die Lehrerinnen geben die Aufgaben der Direktorin Alicia Novosat mit, die wiederum einmal pro Woche nach Takuapí fährt. Um überhaupt auf der Straße unterwegs sein zu dürfen, braucht Alicia Novosat eine polizeiliche Sondergenehmigung.
Bei den regelmäßigen wöchentlichen Treffen übergibt die Direktorin das Material an die indigenen Assistenzlehrer, klärt die Probleme, die in der vergangenen Woche aufgetreten sind und nimmt die von den Schülern gelösten Aufgaben den Lehrerinnen zur Korrektur mit.
Im Moment sind Winterferien. Doch das Bildungsministerium hat den Lockdown für die Schulen noch einmal verlängert. Wahrscheinlich können die Schülerinnen und Schüler bis zum Ende des Schuljahres im Dezember nicht mehr in die Klassenräume zurückkehren. Besonders die jüngeren Schüler haben noch große Probleme mit dem
Spanischen, ihrer Zweitsprache. Gerade für sie wäre dieses Schuljahr ein fast verlorenes Jahr.“
Unterdessen nutzen drei der Lehrerinnen die Zeit des Lockdowns, um in einem virtuellen Sprachkurs Grundlagen der Mbya-Sprache zu lernen. Damit können sie die Kinder und ihre Kultur besser verstehen – so hat diese verrückte Zeit doch noch einen Sinn!
Zum Glück gab es in den 14 Dörfern der Mbya-Gemeinschaft, mit denen die Diakonie der Evangelischen Kirche am Río de la Plata (IERP) in Kontakt steht, noch keine Covid-19-Fälle. Das soll unbedingt so bleiben, denn in den Dörfern könnte sich das Virus schnell ausbreiten und zahlreiche Todesfälle verursachen, wie es in zahlreichen indigenen Gemeinschaften im Amazonas-Gebiet in Brasilien bereits passiert ist.
Neben dem Schulprogramm muss auch die Schulspeisung organisiert werden. Gerade jetzt ist es wichtig, dass die Familien gesundes Essen mit ausreichend Vitaminen zur Verfügung haben. Die Diakonie organisierte Lebensmittellieferungen für die Dörfer. In Takuapí kochten die Mütter aus dem Dorf in der Schule gemeinsam das Mittagessen für die Kinder.
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