Neubauviertel in Cluj/Rumänien

In Rumänien gibt es bisher 13.837 bestätigte
Infektionsfälle und 827 Covid19-Todesfälle. Die Wohnung darf derzeit nur zum Einkaufen im nächstgelegenen Markt und
für Arztbesuche mit einer eidesstattlichen
Erklärung verlassen werden. Senioren haben tagsüber
Ausgangssperre. Kinder dürfen nur in besonderen Fällen in Begleitung eines Erwachsenen raus. Parks und Spielplätze sind geschlossen. Wer einen Garten
besitzt, ist privilegiert; wer aber in einer kleinen Blockwohnung wohnt,
hat schon einen Lagerkoller. Die Schulen bleiben bis September geschlossen. Inzwischen
wurden LehrerInnen und SchülerInnen zum Online-Unterricht verpflichtet. Die
Regierung hat die Bürger aufgerufen, unbenutzte PCs, Laptops und Tablets an bedürftige
Kinder zu spenden und staatliche Fördermittel für die technische
Ausstattung versprochen.

Margit Kézdi

Margit Kézdi, Referentin der Frauenarbeit der
Evangelischen Kirche in Rumänien, berichtet von den geplanten ersten Schritten
auf dem Weg zurück zur Normalität: „Gestern gab der Präsident bekannt, dass
der Notstand am 14. Mai enden wird.Wir dürfen dann die Wohnung wieder ohne eidesstattliche Erklärung verlassen. Das
Verlassen der Ortschaft ist bei wichtigen Gründen wieder erlaubt, so auch
wandern und Fahrrad fahren. Es werden Friseursalons und Zahnarztpraxen, Museen
und Läden unter strengen Auflagen wieder öffnen dürfen, nicht jedoch große Einkaufszentren.
Dennoch dürfen nicht mehr als drei Personen gemeinsam unterwegs sein. Es wird
weiterhin von unnötigen Fahrten und Reisen abgeraten, empfohlen sind weiterhin
Distanz halten, Hände waschen, Schuhsohlen, Schlüssel, Türklinken etc. zu desinfizieren.
Die gute Nachricht ist, dass SeniorInnen wieder zu jeder Uhrzeit ihre Wohnung
verlassen dürfen. Das Tragen von Atemschutzmasken ist nicht verpflichtend, nur
empfohlen.

Kirchenburg in Heltau

Ob regelmäßige Arztbesuche und notwendige Krankenhausaufenthalte
nach dem 15. Mai wieder erlaubt werden, ist noch unklar. Viele Menschen, die an
chronischen Erkrankungen leiden oder Notfälle hatten, durften nicht ins
Krankenhaus und haben viel gelitten. Positiv ist, dass die Covid19-Kranken
offensichtlich gut versorgt werden. Einige Nachbarn und Freunde wurden nach
einem größeren Ausbruch in einer Firma für medizinische Produkte in Heltau ins
Krankenhaus eingeliefert. Ihnen geht es soweit gut. Das Personal behandelt sie
achtsam und freundlich und sie erhalten
gesundes Essen, u.a. viel Obst. Das Hermannstädter Kreiskrankenhaus hat Spenden
von Einzelpersonen und Firmen zur Anschaffung wichtiger Testapparate erhalten.

Unser Bischofshaus ist seit Mitte März geschlossen. Wir dürfen Gott sei Dank Home-Office machen. Die Mitarbeiterbesprechungen
per Video-Konferenz machen richtig Spaß. Landesweit wird jedoch von wachsenden Problemen wegen
Alkohol und Gewalt in den Familien berichtet. Die wenigen Anlaufstellen für
Frauen, die vor Gewalt flüchten, kämpfen mit Personal- und Geldmangel. Frauen
haben es allgemein schwerer als sonst: Da empfohlen wird, seltener einzukaufen und
die Einkäufe abzuwischen, bedarf es mehr Zeit und Kraft, Essen vorzubereiten. Aus den vielen Telefonaten, Mails und Nachrichten
unserer Frauen erfahre ich aber immer wieder, dass alle wohlauf und zuversichtlich
sind. Jede sucht das Positive heraus, sieht die Notwendigkeit der
Einschränkungen ein und geht mit Gottvertrauen in jeden Tag. Wir schöpfen Kraft aus Telefonaten und Online-Andachten und
freuen uns auf die zukünftigen Begegnungen. Alle blicken hoffnungsvoll dem 15.
Mai entgegen. Hoffentlich handeln auch alle vernünftig und verantwortungsvoll
und wir erleben keinen Rückschlag.“