Pfarrer Salam Hanna |
Pfarrer Salam Hanna betreut die größte evangelische Gemeinde der „National Evangelical Synod of Syria and Lebanon“ (NESSL) in Latakia/Syrien an der Mittelmeerküste. Er beschreibt die Situation im Libanon und Syrien und was sie als Kirche tun:
„Im Libanon ist die Situation sehr komplex. Mehr als 55% der libanesischen Bevölkerung ist unter wirtschaftlichen Druck geraten – viele auch unter die Armutsgrenze. Die Staatsverschuldung des 5-Millionen-Einwohner-Landes hat mehr als 90 Milliarden Dollar erreicht. Unternehmen haben geschlossen. Die Arbeitslosigkeit ist drastisch gestiegen. Die libanesische Währung ist massiv abgewertet worden. Die Banken haben die Geldausgabe drastisch eingeschränkt. Bei frischem Geld aus dem Ausland ist es jetzt wenigstens möglich 70% des erhaltenen Betrags abzuheben. Vor einigen Tagen hat die libanesische Regierung einen Wirtschafts- und Finanzplan herausgegeben, um das Land vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Sie werden den IWF (Internationaler Währungsfonds) bitten, dem Libanon einige Kredite in Höhe von 3 Milliarden Dollar zur Verfügung zu stellen, um zu überleben. Ohne die Unterstützung von außen bricht der Libanon wirtschaftlich und finanziell zusammen. Und die politischen Auswirkungen sind schwer einzuschätzen.
Dazu jetzt auch noch die Pandemie des Corona-Virus… – das Land ist quasi abgeriegelt. Der Druck – insbesondere für die armen Menschen nimmt zu.
Jeder Pastor der NESSL hat die Hälfte seines monatlichen Gehalts gespendet, um den Armen zu helfen durch die Diakonie der Kirche. An die Flüchtlinge hat die Diakonie Hygieneartikel verteilt.
In Bezug auf Syrien verteilte die NESSL Bargeldhilfen an rund 1200 Familien. In Syrien ist die Situation noch dramatischer. Die syrische Währung verlor ihren Wert in 7 Monaten von 650 syrischen Pfund = 1 USD im Oktober 2019 auf 1360 syrische Pfund am 4. Mai 2020. Vor 2011 entsprach jeder 1 USD 50 syrischen Pfund.
Die monatlichen Gehälter der Syrer liegen zwischen 40 und 70 US-Dollar. Das liegt unter der Armutsgrenze von 2 USD pro Tag.
Der letzte Sonntag, an dem wir in der evangelischen Kirche in Latakia in Syrien gebetet haben, war der 8. März 2020. Dann wurde alles wegen des Corona-Virus gesperrt. Per Internet bleiben wir in Kontakt und streamen Gottesdienste, versenden Meditationen etc. Zudem gibt es eine WhatsApp-Gruppe, über die wir Gebete und geistliche Lieder versenden. So können die Menschen täglich geistige Nahrung des Glaubens, der Hoffnung und der Ermutigung lesen.
Persönlich habe ich alle Familien und Mitglieder meiner Gemeinde angerufen, um nach ihnen und ihren Bedürfnissen zu fragen und um mit ihnen in Kontakt zu bleiben.
Wir wissen nicht, wann wir zu unserem „normalen“ früheren Leben zurückkehren werden.
Wir beten für Deutschland und die ganze Welt. Möge Gott bald Heilung in unsere zerbrochene Welt bringen.“
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