Währen die Infektionen mit dem Coronavirus in den meisten Ländern Europas weniger werden, erreichen uns aus Brasilien erschreckende Nachrichten von stark zunehmenden Infektionen und Regionen im Ausnahmezustand.

Prof. Marcia Blasi

Marcia Blasi, Professorin für Feministische Theologie an der Universität Faculdades EST in São Leopoldo schreibt uns dazu: 

„Ich bin dankbar, dass die Zahlen in Deutschland zurück gehen. In Brasilien wird die Situation dagegen jeden Tag schlimmer, was daran liegt, dass die Regierung das Virus nicht ernst genommen hat. Einige Bundesstaaten im Norden wie Amazonas und Para sind am Rande des Kollaps. In Rio de Janeiro und São Paolo gehen die Beatmungsgeräte aus. Doch auch hier bei uns im Süden steigen die Zahlen. Das ist alles sehr, sehr beängstigend, besonders für ältere Menschen.

Die Ausgangsbeschränkungen gefährden außerdem das Leben von Frauen und Kindern, die mit gewalttätigen Männern eingesperrt sind. Weniger Frauen suchen zur Zeit Hilfe bei der Polizei. Das ist auch schwer, wenn der Gewalttäter die ganze Zeit zu Hause ist. Wir haben deshalb eine Kampagne in der Kirche gestartet, um auf diese Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen.“

Pfarrer Harald Malschitzky

Pfarrer Harald Malschitzky, Generalsekretär des brasilianischen GAW, schreibt ebenfalls besorgt:

„Die Infektionen mit dem Coronavirus sind bei uns stark im Anstieg. Leider vertut die Zentralregierung Zeit und Geld, weil die einen die Gesundheit an erster Stelle setzen, während die anderen – besonders Präsident Bolsonaro – alles tun und tun wollen, um die Wirtschaft und die Finanzen aufrecht zu erhalten. Dabei sind die Krankenhäuser überfüllt und im Norden auch die Friedhöfe. Was Kirchen und internationale Institutionen sagen, kommt einfach nicht an. Bolsonaro spielt den kleinen Diktator! Ausserdem scheint es unmöglich zu sein, die Menschen von den Strassen wegzuhalten, Distanz zu halten und sich selbst zu schützen.

Unsere lutherische Kirche (IECLB) arbeitet derzeit digital. Vieles läuft über Telefon und Internet – und man staunt, wie viel Kreativität sich hier zeigt.“