Evangelische Kirche in Santa Rosa del Monday (Paraguay)

Pfarrerin Sonia Skupch, die Generalsekretärin der Iglesia Evangélica del Rio de la Plata (IERP), beschreibt in einer Mail die derzeitige Situation der Kirche: 

„Argentinien, Paraguay und Uruguay sind nicht so stark von der Ansteckungswelle von COVID-19 betroffen. In Paraguay entfällt die größte Zahl der Todesopfer auf Menschen, die unter Dengue-Fieber leiden, so auch im Norden Argentiniens. Davon sind auch viele unserer Mitglieder betroffen, davon auch ein Pfarrer. In allen drei Ländern gelten soziale Distanzierungs-, Quarantäne- oder Isolationsmassnahmen. Es gibt eine totale Ausgangssperre. Die Massnahmen sind sehr früh getroffen worden, um eine massive Ansteckungswelle zu verhindern, da unser Gesundheitssystem dabei zusammenbrechen würde. 

Was das kirchliche Leben anbelangt, so sind seit dem 14. März alle Aktivitäten, Treffen und Gottesdienste vollständig ausgesetzt. Durch soziale Netzwerke haben wir jedoch kreative neue Formen entwickelt, um trotz der Isolation in Gemeinschaft zu bleiben. Es ist wirklich erstaunlich, was alles Neues entstanden ist und wie viel Akzeptanz das Neue hat. Von der Kommunikationsabteilung der IERP werden jeden Sonntag Gottesdienste angeboten, Liederstunden und Erzählen von biblischen Geschichten für Kinder. Nach der Quarantäne werden wir überlegen, welche neu entwickelte Gottesdienstformate, geistlichen Impulse und Seelsorgeformen wir beibehalten und weiterentwickeln wollen. 

Wir als Kirchenleitung unterstützen jetzt besonders unsere diakonischen Einrichtungen wie Pflegeheime, Seniorenheime und Schulen. Die sozialen Projekte in den verarmten Vierteln des Großraums Buenos Aires haben dank einer besonderen Kollekte und einer in der ganzen Kirche gestarteten Lebensmittelspendenkampagne Lebensmittel verteilen können. Viele unserer Gemeinden haben ihre Räumlichkeiten als mögliche Isolationsräume für Menschen angeboten, die von COVID-19 betroffen sind. Bemerkenswert sind auch die Initiativen einiger Frauengruppen, Mundschutzmasken für Menschen in Pflegeheimen anzufertigen. 

Die Pandemie ist eine Tragödie wegen der Zahl der Kranken und der Todesfälle, die sie verursacht, aber auch wegen der enormen wirtschaftlichen Folgen für unsere Länder, ganz besonders für Argentinien, dass sich sowieso schon in einer tiefen Krise befand. Es ist wahrscheinlich, dass es einen starken Rückgang des Bruttoinlandsprodukts geben wird, dass die Arbeitslosigkeit steigen wird und dass sich die soziale Krise vertiefen wird. Ungefähr 40% der argentinischen Bevölkerung lebt von dem täglichen Einkommen durch informelle Arbeit (Strassenverkäufer, Aushilfen auf dem Bau, Verkauf von Haus zu Haus etc.). All diese Menschen haben jetzt kein Einkommen. Man hilft sich in den Familien, in den Gemeinden und es gibt auch eine, zwar geringe aber immerhin, Hilfe vom Staat. Wie man sich vorstellen kann, wird diese Situation auch die Finanzen unserer Kirche beeinflussen. Wir haben jetzt einige Sparmaßnahmen getroffen. Es ist ein Planen von Woche zu Woche, sehr kurzfristig. Das Kirchenamt der IERP ist jetzt komplett im Homeoffice.

Die Auferstehungsbotschaft hat jetzt plötzlich eine neue Dimension angenommen. Man hört bei den Menschen immer wieder eine Trauer über die jetzige Situation, aber auch Hoffnung und Widerstandskraft, die ein wesentlicher Teil unserer Identität in Südamerika sind.“