Pfr. Gerhard Frey-Reininghaus

Pfarrer Gerhard Frey-Reininghaus aus Prag in Tschechien schreibt über die Coronakrise und seine Kirche der Böhmischen Brüder (EKBB): 

„Seit dem 12. März ist in Tschechien der Notstand ausgerufen worden auf Grund der Corona-Pandemie. In kurzer Zeit wurde das öffentliche Leben lahmgelegt. Derzeit wird diskutiert, ob die restriktiven Maßnahmen der Regierung bis in den Mai verlängert werden. Tschechien ist bisher relativ gut durch diese Krisenzeit gekommen. 

In der EKBB sind alle Gottesdienste untersagt. Das war vor Kurzem noch undenkbar. Gottesdienste, Bibelstunden… – alles findet digital statt. Seit dem 17. März kann man jeden Morgen eine Andacht auf der Web-Seite der Kirche anhören – mit Gebet, Bibeltext und Segen. (www.e-cirkev.cz)

Öffentliche Gottesdienste sind bis zum 26. April strikt verboten. Ab  dem 3. Mai sollen Gottesdienste erstmals mit max. 15 Personen möglich sein. Ab dem 17. Mai werden 30 Personen am Gottesdienst teilnehmen können, ab dem 31. Mai (Pfingsten) können es 50 Personen sein. Normaler Gottesdienst ohne Beschränkung der Teilnehmerzahl soll dann ab dem 14. Juni möglich sein. Neben diesen Zahlenregelungen gibt es eine lange Reihe von
Bedingungen, die eingehalten werden müssen: Zwei-Meter-Abstand, Desinfektion
der Hände vor dem Gottesdienst, Mund- und Nasenschutz…. Die Entscheidung, was
in den einzelnen Gemeinden wie gemacht wird, liegt bei den Kirchenvorständen,
natürlich immer unter Beachtung der staatlich angeordneten Maßnahmen. 

Synodalsenior Daniel Ženatý von der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder in Tschechien (EKBB) hat gesagt „Víru si chraň, viru se braň!“, auf Deutsch „Bewahre dir den Glauben und vor dem Virus schütze dich!“ Im Tschechischen klingt das Wort Glaube (víra) und das Wort Virus fast gleich. Darum geht es ja in diesen Wochen: dass wir unseren Glauben bewähren in dieser Situation und herausfinden, wie wir im Glauben mit dieser Situation umgehen können. Sicher ist: Gott lässt uns auch in der Corona-Krise nicht allein. Und schützen müssen wir uns natürlich wie alle vor der Ansteckung durch das Virus. Doch wir müssen uns auch vor vielem Anderen schützen: vor der Angst, die es uns schwer macht zu atmen, vor der Angst vor meinen Mitmenschen, die mir plötzlich alle als potentielle Gefährder begegnen lässt. Schützen müssen wir einander auch davor, dass wir uns von der Corona-Krise unseren Glauben und unser Denken vernebeln lassen! Die Corona-Pandemie bleibt wohl noch lange eine globale und immense Herausforderung, auch für die Kirchen. Nehmen wir diese Herausforderung an!“