Pfarrer Haroutune Selimian aus Aleppo

Der Sonntag Reminiscere in der Passionszeit ist seit 2010 in den Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) der Gedenktag für „Bedrängte und verfolgte Christen“. Dafür wird in jedem Jahr Material zur Verfügung gestellt und der Blick auf eine Region oder ein Land gelegt. In diesem Jahr steht Syrien im Fokus. EKD-Prälat Martin Dutzmann hat aus diesem Grund den armenischen-evangelischen Pfarrer Haroutune Selimian aus Aleppo eingeladen, mit ihm den zentralen Gottesdienst im Berliner Dom am 8. März mitzufeiern. Das ganze findet statt unter dem Eindruck eines sich zuspitzenden und verschärfenden Krise in Syrien mit den Auswirkungen für die Menschen der Region. 

Dem jüngst zwischen den Präsidenten Russlands und der Türkei, Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdogan, vereinbarten Waffenstillstand für das 70 Kilometer von Aleppo entfernte Idlib traut Selimian nicht. In dem inzwischen seit neun Jahren tobenden Bürgerkrieg sei es nicht die erste Waffenruhe. Stets sei nach kurzer Zeit wieder geschossen, vertrieben und getötet worden.

Mit den armenischen evangelischen Gemeinden in Syrien ist das GAW seit Ausbruch des Syrienkrieges verbunden und hat mit verschiedenen Kirchen in Deutschland viel Unterstützung geben können für den Wiederaufbau von Kirchen, Schulen und diakonischen Einrichtungen. Dazu wurde immer wieder auch Nothilfe geleistet. 

Die armenisch-evangelischen Kirchengemeinden in Syrien sind kleiner geworden. Insgesamt hat die christliche Präsenz in Syrien stark abgenommen. Betrug ihr Bevölkerungsanteil vor Ausbruch des Kriegs etwa zehn Prozent, liege er inzwischen höchstens bei drei bis vier Prozent. Pessimistische Schätzungen gehen gar nur noch von einem Prozent christlicher Bevölkerung aus. Die Bevölkerungszahl in Aleppo hat sich stark dezimiert. Vor Ausbruch des Krieges lebten 5 Millionen Menschen in der Stadt. Inzwischen hat sich die Zahl halbiert. 2/3 der Stadt ist zerstört. Dennoch gibt es immer auch noch vitales Leben in der Stadt. 

„Die Menschen wollen bleiben, denn es ist ihre Heimat,“ beton Selimian immer wieder bei Vorträgen in Deutschland vor dem Sonntag Reminiscere. Er betont auch immer wieder, dass es wichtig ist, dass die Christen nicht vergessen werden. „Schaut auf uns, betet für uns, helft uns!“ bittet er. „Wenn ihr uns helft zu bleiben, dann helft ihr euch selbst! Denn: Syrien braucht die Stimme der Christen für den langen Prozess, wieder im Frieden im Land zu leben. Die Christen sind die, die immer wieder zum Dialog auffordern und einladen.“ 

Trotz aller dramatischen Schwierigkeiten glaubt Pfarrer Selimian fest daran, dass das Christentum auch weiterhin einen Platz im Bürgerkriegsland haben wird: In allen Jahrhunderten habe es „so vielen Angriffen und Kriegen getrotzt“. Wobei dem Theologen wichtig ist zu betonen, dass bis zum Ausbruch des Krieges 2011 ein friedliches Zusammenleben zwischen allen Bevölkerungsgruppen und Religionen geherrscht habe – er nennt Syrien den Ursprungsort sowohl des Christentums als auch des Islams. Erst während des Bürgerkriegs und dann auch geschürt durch Terror-Organisationen wie den IS oder die Al-Nusra-Front sei es zum Bruch gekommen.

Das GAW unterstützt die armenischen und arabischen evangelischen Christen, dass sie bleiben können und am Aufbau einer friedlichen Gesellschaft mitarbeiten können.

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