Alfredo Abad

„Unsere Aufgabe ist es zu ermöglichen, dass ALLE das Leben feiern können. Das wollen wir in der Iglesia Evangélica Española (IEE). Unsere Mission soll es sein, dass wir mit Enthusiasmus, Zusammenhalt und in Gemeinschaft Hoffnung verkünden – so wie es das Leitwort der 78. Synode aussagt: Proclamar Esperanza. Unsere Sorge darf nicht das Schauen auf das eigene Überleben sein, sondern dass wir Zeugnis geben von der Fülle des Evangeliums, das Jesu Christus ist,“ führt Pastor Alfredo Abad in seinem Rechenschaftsbericht auf der Synode 2019 in Alicante aus. „Wir sind eine kleine Kirche mit kleinen Gemeinden. Einige sind in ihrer Existenz bedroht. Es sind Gemeinden verschwunden, wie in Bilbao. Das „Presbiterium del Norte“ hat aufgehört zu existieren. Manchmal schauen wir mit Sehnsucht auf unsere 150-jährige Geschichte. Der Blick ist deshalb manchmal von Hoffnungslosigkeit getrübt durch das, was fehlt und geschrumpft ist. Aber wir sind gerufen, unseren Blick zu ändern, wie wir unsere Wirklichkeit anschauen: selbstkritisch – aber getragen von der lebendigen Hoffnung, was wir durch die

Synode der IEE

Kirche an Lebendigkeit bekommen und wozu Gott uns ruft, nämlich an der Seite derer zu sein, die uns brauchen. Zudem braucht uns unsere Gesellschaft, in der Ungerechtigkeit und Ungleichheit wächst, in der viele Familien mit ökonomischen Problemen kämpfen, in der Menschen Zuflucht suchen, in der viele Menschen das Interesse an religiösen Fragen verlieren, in der der Populismus blüht, in der es in Katalonien heftige Auseinandersetzungen gibt. In dieser Situation sind wir gerufen wie es beim Propheten Jesaja heißt: Es ruft eine Stimme in der Wüste: bereitet dem HERRN den Weg!“

Damit beschreibt Alfredo Abad den Kontext, in der sich die IEE bewegt und die Mission der Kirche. Es ist schwierig für die IEE zahlenmäßig zu wachsen. Im Gegenteil: die Kirche ist leicht geschrumpft und zählt noch ca. 2300 Mitglieder. Bis vor Kurzem waren es 200 mehr. Die finanzielle Situation der Kirche ist eine permanente Herausforderung. Fast 40% des Haushaltes der IEE gehen nach wie vor in die Zahlung der Pensionen an die pensionierten Pastoren oder der Pastorenwitwen. Das ist ein Thema, das die Kirche schon lange begleitet und bis zum Straßburger Menschenrechtsgerichtshof gebracht hat. Eine komplette Lösung dieses Problems steht nach wie vor mit dem spanischen Staat aus, der sich weigert, diese Ungerechtigkeit aus der Zeit der Diktatur zu beenden. 

Israel Flores

Im Gespräch erläutert Pastor Israel Flores, Generalsekretär der IEE, weitere Themen, die die Comisión Permanente der Kirche bewegt: „Ziel der IEE muss es sein, eine Jugendpastoral aufzubauen. Wir müssen hier investieren und nicht auf die fehlenden Geldmittel schauen. Es geht um die Zukunft der IEE. Hier braucht es auch eine Pädagogik innerhalb der Kirche, die Menschen lockt und bindet. In gesellschaftlichen Fragen sind wir oft sehr gut und vertreten oft genug eine liberale Position. Das führt dennoch auch in unserer Kirche manchmal zu angespannten Situationen.“ Israel erläutert, dass es im Jahr 2015 nach der „Erklärung von Mamre“ zu Genderfragen zu heftigen Diskussionen mit konservativen Gruppen kam. In Madrid traten aus einer Gemeinde z.B. 30-40 Mitglieder deshalb aus. „Das war schmerzhaft. Auf der anderen Seite aber auch befreiend für die Gemeinde, denn es kamen neue Leute plötzlich dazu,“ sagt Israel mit einem Lächeln. Eine weitere Aufgabe sieht er in der Integration der Migranten aus verschiedensten Ländern in den Gemeinden. Oft haben sie keine Arbeit und können kaum Beiträge errichten. Dennoch ist es wichtig, offen zu sein. „Das wollen wir als Kirche,“ betont er. Dazu gehört aber auch Klarheit. Das war auf der letzten Synode z.B. eine Herausforderung als es darum ging, sich klar gegen die Wiedertaufe abzugrenzen, die vereinzelt vorkam. „Das geht überhaupt nicht. Wir sind durch eine Taufe verbunden, die ein Geschenk ist,“ macht Israel klar. Und er schließt: „Wir haben als kleine protestantische Kirche die Aufgabe, Hoffnung zu verkünden und mit Leben zu füllen. Dafür stehen dann auch all die diakonischen Projekte wie die Flüchtlingshilfe in El Escorial oder Casa Mamre. Dafür stehen die Lebensmittelhilfen in Rubi oder Alicante.“