Heiliges Abendmahl an der US-Grenze zu Mexiko |
„Wisst ihr, was wir hier gerade feiern?“ fragte Pastor Dario Barolin, Waldenserpfarrer aus Uruguay und Vorsitzender der AIPRAL (Alianza de Iglesias Presbiterianas y Reformadas de América Latina), Flüchtlingskinder aus Zentralamerika. Sie standen auf der mexikanischen Seite der hochbewachten Grenze zu den USA. Auf der nordamerikanischen Seite der Grenze zu Mexiko feierte Dario mit einer Delegation reformierter Kirchen das Heilige Abendmahl. „Ja – klar!“ antworteten sie durch den trennenden Grenzzaun. „Wollt ihr mitfeiern?“ – „Ja – sehr gerne!“ antworteten die Kinder. „So feierten wir mit den Kindern gemeinsam das Mahl Jesu Christi. Es hat uns verbunden, auch wenn der Grenzzaun uns trennte!“ Ursprünglich war geplant, dass die Delegation einen Gottesdienst beidseitig der Grenzen feiern wollte. Die US-Polizei erlaubte dies nicht, so dass man sich auf dem nordamerikanischem Boden traf.
„Die Situation an der Grenze zwischen Mexiko und den USA ist komplex!“ sagte Pfarrer Dario. Die Delegation der reformierten Kirchen Lateinamerikas und Nordamerikas wollten sich gemeinsam vor Ort informieren. „Wir sind als Christen verpflichtet, ungerechte Strukturen wahrzunehmen und auf sie hinzuweisen. Es kann uns nicht egal sein, was mit den Menschen geschieht, die an der mexikanischen Grenze stranden und nicht weiter wissen. Und es kann uns nicht egal sein, dass in den USA auf Kosten der Menschen, die vor Gewalt, Chaos und Korruption in ihren zentralamerikanischen Ländern fliehen, Wahlkampf gemacht wird.“
In der mexikanischen Grenzstadt Juarez traf sich die Delegation und sprach mit den Flüchtlingen, die die Strapazen des langen und gefährlichen Weges auf sich genommen hatten. Immer wieder hörten sie, dass der Fluchtweg und ihre Situation an der Grenze oft erträglicher sei als die Situation in ihrer Heimat, die immer bedrohter sei.
Die Delegation kam zu dem Schluss: „Migration ist eine globale Krise, der mit Mitgefühl und Gerechtigkeit begegnet werden muss. Das christliche Zeugnis fordert uns, den Fremden wahr- und aufzunehmen. Hauptursachen für Migration liegen in den ungerechten Strukturen, in der Gewalt, im Imperialismus und im Kolonialismus. Wiedergutmachende Gerechtigkeit ist der Schlüssel zum globalen Wohlergehen und zur Sicherheit. Wir fordern die Demontage von Mauern, Grenzen und Einrichtungen, die zur Entmenschlichung, Ausgrenzung und Isolation von Menschen beitragen. Wir fordern unsere Nationen auf, gerechte Gesetze zu erlassen, die Menschenrechte und Gerechtigkeit zulassen, die die Menschenwürde, Gerechtigkeit und Mitgefühl ausmachen.“
„Diese groß angelegte Fluchtbewegung von Menschen zeigt deutlich die kritischen lebensbedrohlichen Situationen, in denen viele Menschen in Zentralamerika, leben“, sagte zum Schluß Dario Barolin.
Das Heilige Abendmahl unter diesen Bedingungen zu feiern… – das zeigt die Kraft, die im christlichen Glauben liegt, der Grenzen überwindet.
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