Eugenio Bernardini, Moderator der Waldenserkirche in Italien

Anläßlich der Synode der Waldenserkirche am La Plata hat der Ende diesen Jahre ausscheidende Moderator der italienischen Waldenserkirche Eugenio Bernardinio ein Interview gegeben. 

Hier ein paar Auszüge daraus:

„Meine Teilnahme an der Synode der Waldenserkirche am La Plata ist ein Ausdruck der gemeinsamen geschwisterlichen Beziehungen zwischen den beiden Zweigen unserer Waldenserkirche, die in zwei sehr unterschiedlichen Kontexten leben – dem europäischen und dem lateinamerikanischen mit all den Herausforderungen und Problemen. Wir leben hier und dort in polarisierten Gesellschaften. Und in diesen ideologisch aufgeheizten Situationen müssen unsere Kirchen immer dafür arbeiten, zum Dialog aufzurufen. In Europa ist das Thema der Migration das, was unsere Gesellschaften polarisiert. In Uruguay und Argentinien gibt es andere Themen, wie die ökonomische Situation, die Korruption und dass Menschen oft keine Stimme bekommen.

Auf religiöser Ebene gibt es ebenso gemeinsame Themen unserer beider Kirchen. Die Säkularisation ist eine große Herausforderung, die dazu führt, dass wir als Kirchen weniger Einfluss auch im sozialen Bereich haben. Auf der anderen Seite besteht die Gefahr eines religiösen Fundamentalismus. Das führt auch dazu, dass man nicht mehr dialogfähig ist. Hier ist es wichtig, dass wir als Kirchen, die von der reformatorischen Bewegung geprägt sind mit einer guten fundierten biblisch-theologischen Ausbildung her eine starkes Fundament haben, solchen Tendenzen auch der Abschottung etwas entgegen zu setzen. Die Protestantische Theologie bietet gute Basisprinzipien wie die Liebe und die Gerechtigkeit, die darauf aus sind, dass sie allen Menschen in gleicher Weise gelten. Schwierig wird es, wenn unsere theologische Basis geschwächt wird und sie keine Nahrung bekommen.

In Italien sind wir als Waldenser eine Minderheit. Wir sind deshalb auf Dialog immer angewiesen.

Ich sehe, dass die Waldenserkirche am La Plata nicht sehr stark ist – das ist ähnlich in Italien: Es gibt Probleme in der Mitgliederentwicklung, nicht mehr genügend Berufungen zum Pfarramt und überhaupt zum Dienst in der Kirche. Für uns Waldenser ist die Kirche charakterisiert durch ein demokratisches System der Teilhabe, der Gemeinschaft und des Priestertum aller Gläubigen. Diese Prinzipien sind bleibend wichtig, aber schwer aufrecht zu erhalten, wenn man zahlenmäßig weniger wird. Aber die Herausforderung bleibt auch als kleiner werdende Kirche: Wie können wir in unseren jeweiligen Kontexten Zeugen Jesu Christi sein. Wie können wir Hoffnung und Liebe predigen – nicht nur in der Kirche, sondern gerade in der Gesellschaft.

Am Ende dieses Jahres werde ich als Moderator der Kirche mein Amt abgeben. Nach so einem besonderen Dienst werde ich, wie es üblich ist, meinen Dienst in der Kirche wieder aufnehmen. In meinem Fall werde ich das machen, was sich bin: Pastor sein. Ja das bin ich – Pastor!“