Vor 65 Jahren, im Jahr 1953, wurde das GAW-Jahrbuch „Die Evangelische Diaspora“ nach seinem Verbot durch das NS-Regime im Jahr 1941 durch den damaligen Präsidenten des GAW für Ost und West Prof. Franz Lau wiederbegründet. Er fordert in seinem einleitenden Aufsatz zu einer „echten ökumenischen Theologie der Diaspora“ auf:
„Mit den Worten „Evangelium von der Herrlichkeit der Gnade Gottes“ ist hingedeutet auf Gottes souveräne Macht und Gottes Freiheit. Es gehört zum Inhalt des Evangeliums, dass Gott, ganz wie er will, seine Gnade ausschüttet und sein Heil schenkt. Es gibt niemanden, der für den Glauben an das Evangelium privilegiert wäre. So sehr es dabei bleiben muss, dass nur der Kirche der Reformation in einzigartiger Weise das Evangelium von der Gnade, von der Rechtfertigung aus dem Glauben anvertraut ist, so wenig lässt sich Gott dahingehend binden, dass er nur unter evangelischen Christen Glauben weckt. Der Same des Wortes Gottes geht in wunderlicher Weise auf. Auf dem Acker, auf den er breit ausgeschüttet wird, wird er unter Umständen zertreten und bringt er keine Frucht. Dort, wohin er nur spärlich geschüttet oder wohin er gar nur verweht ist, trägt er möglicherweise und wird fruchtbar. Eine evangelische Diasporagemeinde, die in andersgläubiger Umwelt lebt, wird – bei allem Stolz auf das hochheilige Evangelium, das ihr anvertraut ist – immer demütig dessen gewärtig sein müssen, dass lebendiger Glaube unter den Christen um sie herum aufbricht, unter Umständen in besserer Weise als bei ihr. Es ist durchaus eine Möglichkeit, dass eine evangelische Diasporagemeinde kirchlich erstarrt, während die andersgläubige Umwelt lebt und blüht, auch in der Weise, dass echter Glaube da ist und Früchte treibt… (Deshalb können wir) den anderen christlichen Konfessionen (nur in tiefer Demut begegnen)… Sie haben nach Gottes Freiheit auch aus seiner Fülle empfangen. Hier ist der Ansatz zu einer echten ökumenischen Haltung, auch im Diasporadienst, und der Ansatz zu einer echte ökumenischen Theologie der Diaspora.“ (Franz Lau, Die Evangelische Diaspora, 24. Jg/Heft 1/April 1953, S.6)
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