Nora Cortinas und Adolfo Pérez Esquivel, Jugendliche mit Plakaten

Bei einer Pressekonferenz am 11.05.2018 im Parlamentsgebäude in Buenos Aires halten Jugendliche Plakate hoch mit Sprüchen wie: „Wir
Kinder sind keine Gefahr, sondern wir sind selbst in Gefahr!“ – „Sie dürfen
uns nicht unser Leben und unsere Hoffnung rauben!“ – „Wir Kinder sind
die einzige Hoffnung dieser Gesellschaft!“ Gekommen sind außerdem
der
argentinische Menschenrechtler und Friedensnobelpreisträger Adolfo
Pérez Esquivel und
Nora Cortinas, eine der „Madres de la Plaza de Mayo“, die Mütter von während der Militärdiktaturermordeten jungen Menschen. Eingeladen haben Kinderrechtsorganisationen, zu denen auch die evangelische
Diakoniestiftung „Hora de Obrar“
gehört. 

Mit der Pressekonferenz machen sie auf eine gefährliche Entwicklung innerhalb der argentinischen Gesellschaft aufmerksam: Es
kommt immer häufiger vor, dass die Polizei Kinder erschießt, angeblich
weil sie auf frischer Tat bei kriminellen Handlungen ertappt wurden.
Tatsächlich gibt es in Buenos Aires viele Diebstähle und Einbrüche, was
die öffentliche Sicherheit beeinträchtigt.
Doch die Reaktion darauf ist
unverhältnismäßig hart. Zudem weckt die Polizeigewalt, die juristisch
meist nicht geahndet wird und offensichtlich sogar politisch gewollt ist, i
n den Köpfen vieler Menschen schlimme
Erinnerungen an die staatliche Gewalt in der Zeit der Militärdiktatur. 

Häuser in einem Armutsviertel

Der eigentliche Grund für die Kriminalität ist die Armut, die vor allem während der Zeit der Militärdiktatur 1976 – 1983 stark angewachsen ist. Armut bringt häufig große soziale Probleme mit sich. Die Kinder werden von den Eltern vernachlässigt. Familiäre Gewalt setzt sich von Generation zu Generation fort. Viele Eltern hatten noch nie in ihrem
Leben eine bezahlte Arbeit und können auch ihren Kindern nicht
vorleben, wie es ist, einer regelmäßigen Beschäftigung nachzugehen. Die
Kirchner-Regierungen 2003 – 2015 haben zwar Sozialprogramme gefördert,
das Problem der Arbeitslosigkeit konnten sie damit jedoch nicht in den Griff kriegen. In den letzten Jahrzehnten gründeten engagierte evangelische Christen sozial-diakonische
Zentren in den Elendsvierteln von Buenos Aires. Hier sollen Kinder und Jugendliche gestärkt werden, um den Kreislauf der Armut, Kriminalität und Gewalt verlassen zu können. Gleichzeitig wirkt das Engagement zurück auf die Kirche selbst und macht sie
solidarischer und sensibler für Ungerechtigkeit.