v.re. n.li.: Nicolas Rosenthal (Leiter Diakonie IERP),

 Enno Haaks, Willi Jännicke; li. Veronica (Teamleiterin)

Thiago ist elf Jahre alt. Täglich kommt er zum diakonischen Zenrum „Germán Frers“ der evangelischen Gemeinde Baradero (Iglesia Evangélica del Rio de la Plata, IERP), 140 km nördlich von Buenos Aires. Thiago hat noch zwei Geschwister. Sein Vater ist wiederholt im Gefängnis wegen schweren Raubes. Er hat auch Thiagos Mutter und die Kinder geschlagen.
Die schwierige familiäre Situation machte Thiago zunehmend aggressiver. Schließlich rief die Schuldirektorin
das Tageszentrum „Germán Frers“ und Willi Janecki an und bat um Hilfe. Willi ist von der Kirchengemeinde angestellt, um das Zentrum zu leiten. Das Tageszentrum ist ein Arbeitszweig der Gemeinde. Hier werden 38 Kinder aus sozial extrem gefährdeten Familien betreut. Manche der Kindern und Jugendlichen haben schwere Schicksale, die für ein ganzes Leben reichen. Hier im Zentrum, das eine großzügige Anlage mit Sportplatz, Garten, Wald und Schwimmbecken hat, werden sie sowohl vormittags als auch nachmittags betreut.  Man versucht, ihnen auch psychologisch zu helfen. Ob sie eine Chance haben? 

Backen für den Weihnachtsbasar

Ein positives Beispiel ist der Bäcker, der am Tag unseres Besuches mit seiner Familie da war. In der Küche buck er Stollen für den Weihnachtsmarkt der deutschen Gemeinde in Buenos Aires. Als Kind lebte er fünf Jahre in dem Zentrum. Damals war „Germán Frers“ noch ein Internat, inzwischen ist es laut Gesetz nicht mehr erlaubt. Als er von seiner Zeit in „Germán Frers“ erzählte, geriet er ins Schwärmen. Die Unterstützung, die er hier erhalten hat, hat ihm geholfen, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Seine 20-jährige Tochter war mitgekommen, weil sie das Zentrum unbedingt kennenlernen wollte. „Mein Vater hat so viel davon gesprochen“, sagte sie.

Das Zentrum ist die älteste diakonische Einrichtung der IERP. Es wurde 1909 als Knabenheim „Germán Frers“ gegründete. Heute ist es Tageszentrum für sozial gefährdete Kinder.

Germán Frers war ein Lehrer, der 1885  in Baradero eine Kapelle für Gottesdienstedeutscher Einwanderer erbaute. Die Kapelle wurde gleichzeitig als Lehrerzimmer der damaligen deutschen Schule genutzt. 130 Jahre später wird sie jeden Sonntag der Mittelpunkt der kleinen Gemeinde Baradero. 25 Familien gehören der Gemeinde an. Obwohl klein, ist sie sehr aktiv und bringt sich in die diakonische Arbeit des Zentrums ein. Regelmäßig werden in der Kirche Andachten mit den Kindern aus dem Tageszentrum  gehalten. Die kleine Kirche ist ein wichtiger Anlaufpunkt auf dem Gelände.

Zugleich ist „Germán Frers“ auch ein Begegnungszentrum. Es finden hier auch Freizeiten, Ausbildungsprogramme und Jugendlager statt – darunter Konfirmanden- und Jugendgruppenfreizeiten der Gemeinden von Buenos Aires. Alle Kinder und Jugendlichen der evangelischen Gemeinden in Buenos Aires denken gern an diese Freizeiten zurück.

Die evangelische Kirche in Baradero

Die Kirche in Baradero muss gründlich saniert werden. Dazu gehören die Reparatur des Daches, die Ausbesserung von Rissen im Mauerwerk, die Erneuerung der Sanitäranlagen, der Bau eines behindertengerechten Zugangs und die Sanierung der Fenster und Türen. Für diese Arbeiten wird das GAW im Projektkatalog 2018 um Unterstützung in Höhe von 12.000 Euro gebeten. Das ist ein wichtiges Projekt, das Unterstützung verdient. Denn: Für die Arbeit mit den Kindern bekommt die Gemeinde von staatlicher Seite gerade mal 18 % dessen, was notwendig wäre. Es ist bedrückend, immer wieder zu erleben und zu hören, wie sehr sich der argentinische Staat aktuell aus seiner Verantwortung für die Schwächsten zurückzieht. Es ist eine Schande! Umso wertvoller ist es, dass die Kirche nicht wegschaut. Mit ihren Kräften und der Unterstützung der Partner und Freunde gelingt es, die Arbeit für die Kinder und Jugendlichen am Leben zu halten.