Mofid Karajili

Erschütternd, bewegend und dann wieder „normal“ ist es, einen Rundgang durch die Altstadt von Homs zu unternehmen. Hier wurde in den zwei Jahre und drei Monate lang währenden Kämpfen bis 2014 viel zerstört. Man geht an zerstörten Moscheen  vorbei und gleich daneben an einem eingestürzten Kirchturm. Die Gewalt des Krieges macht keinen Unterschied zwischen den Religionen und christlichen Konfessionen. Und jeder leidet unter der Zerstörung. So viele Menschen haben ihre Häuser verloren. Es
gibt Gegenden in Homs, die völlig zerstört sind. Da wird es dauern. In
der Altstadt versuchen Menschen, Normalität – was auch immer das sein
kann – wieder zu gewinnen.

Einige versuchen ihre Wohnungen herzurichten. Bei anderen Häusern droht Einsturzgefahr. Die evangelische Gemeinde baut eine kleine Bäckerei auf, damit Frauen hier ein Auskommen haben können. Der Laden ist schön hergerichtet. Aber im 1. Stock ist ein großes Loch – ein Raketeneinschlag … Man kann sich in Homs ganz entspannt in ein wunderschönes Restaurant setzen, als wäre drumherum keine Zerstörung zu sehen, und einen wunderbaren Abend bei syrischem Essen genießen, während ein ähnlich schönes Lokal 100 Meter entfernt völlig zerstört wurde.  

Wer hat Schuld an was – diese Frage stellt sich in dem Moment nicht, wo man durch die Strassen läuft und zwischen den Ruinen spürt, wie Menschen Schritt für Schritt sich neues Leben aufbauen wollen. Eher fragt man wütend, warum Menschen sich gegenseitig leben zerstören. Zumindest gibt es keine Kämpfe mehr in Homs. Es gab seit über einem Jahr keine Anschläge. Die Stadt gilt als sicher. Sicherheitskräfte sind permanent präsent.

Mitten in der Altstadt leitet Pfarrer Mofid Karajili seine evangelische Gemeinde, die noch ca. 500 Mitglieder hat. 100 von ihnen besuchen in der Regel den Sonntagsgottesdienst. Direkt neben seiner Kirche liegt eine zerstörte Moschee und eine zerstörte Schule. Mit Hilfe des GAW konnte er seine Kirche zügig wieder aufbauen, die in der Kriegszeit ein Rekrutierungsbüro für Islamisten gewesen war. Inzwischen ist diese Kirche ein pulsierenden, lebendiger Hoffnungsort mit einem Pfarrer, der sagt: „Ich glaube, dass es Sinn macht, hier zu sein. Gott hat mir diese Aufgabe zugedacht. Wie kann ich da nein sagen und gehen. ich will bleiben und Hoffnung säen! Und: Das geht!“ Und er betont wie wichtig die Unterstützung aus dem Ausland ist, sowohl die materielle als aus geistliche Hilfe. „Wir brauchen eure Gebete und eure Solidarität!“

Das GAW hat beim Wiederaufbau der Kirche geholfen. bei der Einrichtung einer Bibliothek. Stromgeneratoren wurden gekauft. Die Schule und das Altersheim saniert. – Viel Hilfe ist in diese Gemeinde durch das GAW geflossen. und man sieht, dass diese Hilfe Menschen motiviert zu bleiben und Zeugnis ihres Glaubens zu geben.