Bischof Meister (re.), daneben Prof. Johnny Awwad

„Wir sind in dieses Land gestellt, um mit unserem Glauben und den uns von Gott geschenkten Möglichkeiten Zeugnis für unseren Glauben zu geben“, sagt Professor Johnny Awwad, pädagogischer Koordinator für die sieben Schulen der National Evangelical Synod of Syria and Lebanon (NESSL). „Wir sind nicht dazu da, uns zu beklagen, in welcher Situation wir als Christen im Nahen Osten sind, und dass wir weniger Christen werden. Wir wollen trotz allem mit Freude unseren Glauben leben!“ Das ist ein starker Satz, wenn man weiß, dass die Gemeinden der  NESSL in Syrien und im Libanon zusammen rund 10.000 Mitglieder haben. 4.000 davon sind registriert. Aus sich heraus könnte die Kirche kein so großes pädagogisches Werk mit sieben Schulen im Libanon und einer Schule in Aleppo aufrechterhalten. Die Schulen müssen sich selbst tragen. Und mehr noch: Die Schulen verstehen sich als gegenseitige Solidargemeinschaft untereinander – und mit der Kirche. Ist eine Schule in finanzieller Not, dann hilft eine der anderen. Und zusätzlich haben die Schulen es ermöglicht, die kirchliche Infrastruktur am Leben zu erhalten. Könnten die Kirchengemeinden ohne die Schulen existieren? Und könnten die Schulen ohne ihre Trägerkirche überleben? Denn: Das

Prof. Awwad, Bischof Meister, Schuldirektorin aus Zahle,

GS des GAW E. Haaks, Pfr. J. Kassab 

betonen alle Schuldirektoren, die alle evangelisch sind: „Wir versuchen als Kirche im Land Zeugnis zu geben. Wir indoktrinieren nicht. Wir missionieren nicht. Wir stehen zu unseren werten und wollen Freiheit des Denkens und des eigenen Gewissens stärken und damit einen Beitrag zur Vielfalt in der libanesischen Gesellschaft leisten. Damit leisten wir einen Friedensbeitrag in einer unfriedlichen Umgebung.“ Ein Ausdruck der Vielfalt sind die Schulen selbst: in einer werden fast ausschließlich schiitische Kinder unterrichtet, in einer anderen nur sunnitische mit wenigen christlichen Schülern. In einer weiteren Schule sind immerhin 40% Christen. jede Schule versucht, sich auf ihren Kontext einzustellen. Aber keine Schule verneint ihre Prägung durch den vom Evangelium her geprägten Glauben. 

„Die Schulen sind ein lebendiges Zeugnis reformatorischen Glaubens. Die Reformation war immer auch eine Bildungsbewegung – das ist hier im Libanon lebendig“, zeigt sich Landesbischof Meister beeindruckt von dem Engagement der NESSL.

Insgesamt spüren die Schulen und ihre Trägerkirche, dass sich die Situation der Christen im Nahen Osten verändert. Die Gemeinde werden kleiner im Libanon. In Syrien hat sich die Zahl der Christen seit Ausbruch des Krieges wahrscheinlich halbiert auf noch ca. 5% – wobei es keine klaren Zahlen gibt. 

Der Libanon spielt eine besondere Rolle in der gesamten Region, aber dennoch kommen Christen zunehmend unter Druck, denn der radikale Islam ist in bestimmten Regionen des Libanon stärker geworden. „Wir wissen nicht, was die Zukunft uns als Christen bringen wird. Aber wir vertrauen darauf, dass es einen Sinn hat, dass wir hier und heute unseren christlichen Glauben leben und immer weiter daran arbeiten, dass Menschen sich bilden und damit auch ein klares Fundament für ihr Leben bekommen, dass auf Versöhnung aus ist. Unsere Schulen wollen dafür ein Beispiel sein,“ sagt Professor Johnny.