Ghazal aus Homs

„Es ist für mich wunderbar, in Leipzig bei der Generalversammlung der Weltgemeinschaft Reformirerter Kirchen (WRK) dabei zu sein!“ erzählt erfreut Ghazal aus Homs in Syrien. Sie gehört der Presbyterianisch-Reformierten Kirchengemeinde dort an. Immer schon war sie in der Kinder- und Jugendarbeit aktiv dabei. So war es nahe liegend, mit ihrer Schwester zu versuchen, in das Stewardprogramm der WRK zu kommen, als die Einladung kam. „Es ist das erste Mal, dass ich in Europa bin!“ sagt Ghazal. „Und hier in Leipzig konnte ich zwei Freunde aus Homs treffen – der eine studiert hier, der andere ist geflohen, weil er nicht zum Militär wollte.“ Ansonsten ist ihre Familie weitgehend in Syrien geblieben. „Ich liebe mein Land und ich möchte nirgendwo anders leben,“ sagt sie.  Und dann berichtet sie von ihrem Leben. Es sei wesentlich besser geworden. Es gibt keine Kämpfe mehr. Im ganzen Jahr 2017 gab es keinen Anschlag in Homs. „Die Stadt ist sicher!“ bekräftigt sie. „Und wir haben große Hoffnung, dass es so bleiben wird!“

Ghazal hat der Konfirmandengabe 2017 ein Gesicht gegeben. Mit ihrer Hilfe haben wir für die evangelischen Schulen in Syrien gesammelt. Es war eine große Überraschung, sie plötzlich in Leipzig zu sehen. Denn vor 1 1/2 Jahren, als sie uns ihre Geschichte aufschrieb, da berichtete sie folgendes:  

„Mein Name ist Ghazal. Ich bin 16 Jahre alt und lebe in Homs in Syrien. Seit ich 11 bin, ist Krieg. Seit ich 11 bin, höre ich jeden Tag und jede Nacht die schrecklichen Stimmen dieses Krieges: Raketen, Schüsse, Geschrei … Homs liegt in Trümmern. Viele Menschen sind tot, auch Menschen, die ich kannte und liebte. Monatelang konnten wir unsere Wohnung nicht verlassen. Meine Schwestern und ich konnten nicht zur Schule gehen. Mein Vater verlor seine Arbeit. Als meine Mutter schwer krank wurde, konnten wir sie nicht ins Krankenhaus und zu keinem Arzt bringen. Wir hatten keinen Strom und kein Wasser. Wir konnten uns und unsere Kleidung nicht waschen. Wir hatten nicht genug zu essen. Für meine Mutter gab es keine Medikamente. Jeden Tag hatten wir Angst, dass wir unsere Wohnung verlieren und sterben würden. Die Situation in Homs hat sich inzwischen etwas beruhigt. Ich und meine Schwestern gehen wieder zur Schule. Doch noch immer leben wir im Krieg und unsere Angst bleibt: vor Raketen, vor Heckenschützen, vor Autobomben. Ich wünsche mir nichts sehnlicher als Frieden!“

Inzwischen hat Ghazal die Schule beendet. Demnächst will sie Medizin studieren, um Ärztin zu werden wie ihre Mutter, die inzwischen wieder in einem Krankenhaus arbeitet. Eine ihrer Schwestern arbeitet als Lehrerin in der evangelischen Schule in Homs. Die andere studiert Zahnmedizin.

„Ich habe Hoffnung, dass wir eine Zukunft in Syrien haben werden!“ sagt sie zum Schluß.