Die Karwoche und Osterfestage in Aleppo in der armenischen evangelischen Bethel-Kirche |
„Als armenisch-evangelische Christen wollen wir hier in unserer Heimat Syrien bleiben und hoffen, arbeiten und beten für eine bessere Zukunft“, schreibt Pfarrer Haroutune Selimian, Präsident der armenisch-evangelischen Gemeinden in Syrien und Pfarrer der Bethel-Kirche in Aleppo. „Die Karwoche und das Osterfest in unseren Gemeinden – besonders in Aleppo – standen ganz unter dieser Hoffnung, dass es Sinn hat, dass wir hier sind und Zeugnis geben, dass unser HERR Jesus Christus dem Tod die Macht genommen hat. Dafür sind und bleiben wir in Aleppo!“
Pfarrer Selimian berichtet von den bewegenden Ostergottesdiensten. „Die Gottesdienste waren so überfüllt, dass wir sie nach draußen übertragen mussten. Auf dem Campus unserer Schule stand eine große Menschenmenge und lauschte an den Lautsprechern. Es war beeindruckend, wie Viele gekommen waren, um das Osterfest zu feiern – für uns nach über vier Jahren Krieg in einer befreiten Stadt!“
Selimian berichtet von der derzeitigen Situation in Aleppo: „Es gab in Aleppo einige Verbesserungen, da die Stadt nach viereinhalb Jahren Kämpfen wieder vereint wurde. Es waren harte Jahre für uns alle. Während der ersten paar Wochen nach dem Abzug der islamistischen Kämpfer aus dem Ostteil der Stadt waren die Bulldozer damit beschäftigt, Barrieren abzureißen, die in jenen Jahren des Kampfes zu Grenzen geworden waren. Plötzlich konnten wir von einem Stadtteil zum anderen laufen, ohne dassjemand uns anhielt oder aus dem Hinterhalt auf uns schoss. All die Straßensperren haben die Menschen voneinander getrennt. Außerdem versuchten die Regierungstruppen, die Umgebung von Aleppo zu befrieden. Es gab immer mal wieder Versuche, Aleppo vom Westen her zu beschießen.
Gleichzeitig wurde daran gearbeitet, die Trinkwasserversorgung für alle Einwohner zu sichern. Ihr könnt euch kaum vorstellen, was für eine Freude es war, als plötzlich Wasser aus unseren Wasserhähnen lief! Leben ohne Wasser ist furchtbar hart. Wann die Stromversorgung wiederhergestellt wird, ist schwer zu sagen, da so viel an Infrastruktur zerstört wurde. Die Reparatur der ganzen Stromnetzes wird wohl Jahre dauern. Dankbar sind wir in der Bethel-Kirche und unserer Schule für die beiden vom GAW geförderten Stromgeneratoren. – Trotz der Zerstörung in Aleppo geht das Leben weiter und wir sind dankbar und glücklich, dass wir hier sind und Aleppo wieder mit aufbauen können.“
Aleppo ist eine geteilte Stadt. Der Westen von Aleppo ist modern geprägt, die Menschen hier waren vor den Kämpfen wohlhabend. In der Altstadt lebt die Mittelschicht. Der Osten ist arm und durch den Krieg sehr zerstört. Es gilt nun Brücken zu bauen zwischen dem Ostteil und dem Westteil der Stadt und die Menschen zum Zusammenhalt bewegen, trotz aller Zerstörung.
Ob der Frieden in Aleppo hält? Man hat den Eindruck, dass beinahe die Vorstellung von Frieden herrscht. Doch ist er bei der komplizierten Gemengelage und dem Einflussunterschiedlicher Kriegsparteien stabil? Von einer Friedenssituation, in der man gesicherten Wiederaufbau leisten kann, ist die Stadt wohl noch weit entfernt. Aleppo ist momentan ein Fall für die Katastrophenhilfe, die Aufbauhilfe kommt erst später. Es geht jetzt darum, den Menschen in Aleppo solidarisch zur Seite zu stehen.
Das GAW hat nach dem Osterfest 30.000 Euro zur Verfügung gestellt, damit die dringend notwendigen Sanierungsarbeiten an der Bethel-Kirche in Aleppo durchgeführt werden können. Damit entstehen auch für eine Zeitlang Arbeitsplätze, die wiederum den Familien der Arbeiter zugute kommen. Gleichzeitig ist eine sanierte Kirche mitten in der Zerstörung ein Zeichen, dass Menschen sich sammeln können und Hoffnung bewahren, dass ihr Leben Sinn hat. Die Bethel-Kirche will dem Evangelium Raum geben.
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