von li. nach re.: Savaas (Kirchenvorsteher in Mylotopos),
Moderator Melitiadis, Joan und Awin mit den beiden Kindern,
GS Pfr. Haaks 

Awin war 19 Jahre alt, als sie ihrem Mann Joan in den Norden Iraks folgte. Da war er inzwischen ein Jahr aus Hassakeh im kurdisch geprägten Nordosten Syriens geflohen. Es war zu der Zeit, als Kämpfe zwischen kurdischen Milizen, Assadtruppen und ISIS die Region unsicher machten. Für junge Männer wie Joan war es zudem gefährlich, denn er hätte von jeder der drei Kriegsparteien als Kämpfer rekrutiert werden können. Das wollte er nicht. So floh er in den damals sicheren Norden Iraks und holte schließlich seine junge Frau nach. Vier Jahre lebten sie dort bis schließlich ISIS in der Region stärker wurde. Sie entschieden sich erneut zu fliehen. Durch die Türkei brauchten sie zwei Monate. Mit Hilfe ihrer Verwandten sammelten sie 6.000 Euro zusammen, um Schlepper zu bezahlen, die sie auf die griechische Insel Liros brachten. Hier blieben sie 10 Monate und kamen schließlich in das Flüchtlingscamp nach Volos. Inzwischen haben beide zwei Kinder. Rosin ist jetzt zwei Jahre alt, Muhamad ein Jahr. Awin ist wieder schwanger und erwartet ihr drittes Kind. 

Der Moderator der Griechischen Evangelischen Kirche (GEK) Meletis Melitiadis wurde auf die junge Familie aufmerksam und konnte helfen. Er holte die Familie aus dem Lager. „Für unsere Kirche ist es wichtig, junge Familien und insbesondere schwangere Frauen aus den Lagern herauszubekommen!“ sagt er. Die GEK hat mit Hilfe von Diakoniekatastrophenhilfe und GAW Wohnraum für Flüchtlinge geschaffen. In Mylotopos, einem 2.000 Einwohnerort

Evangelische Kirche in Mylotopos

im Norden Griechenlands, wurden sechs Wohneinheiten hergerichtet, um Familien wie Awin und Joan mit ihren Kindern unterbringen zu können. 20 Flüchtlinge leben derzeit in dem Ort. Einige von ihnen hoffen auf Familienzusammenführungen mit ihren Verwandten in Deutschland oder Holland. Awin und Joan mussten in Griechenland Asyl beantragen. Sie kamen zu spät – nach dem 20. März 2016-, um in ein anderes europäisches Land kommen zu können. Wie ihre Zukunft aussieht ist ungewiss. Beide sprechen nur kurdisch. In Griechenland ist es schwer, Arbeit zu finden. Und dennoch sind sie derzeit der Gemeinde in Mylotopos dankbar, eine sichere Unterkunft zu haben, in denen ihnen nichts passiert. Die Unsicherheit über ihre Zukunft ist belastend.

Die Gemeinde in Mylotopos leistet diese Arbeit mit großem ehrenamtlichen Engagement. „Jeder versucht ein bisschen zu helfen“, sagt Meletis Melitiadis. „Dennoch war es jetzt notwendig, eine Sozialarbeiterin anzustellen, die bei Behördengängen, Arztbesuchen und anderen Herausforderungen hilft.“ Und Meletis betont: „Wir waren selbst als Griechen Flüchtlinge nach dem türkisch-griechischen Krieg in den 20er Jahren. Wir wissen, was es heißt, seine Heimat zu verlieren. Zudem heißt es bei Matthäus: Ich bin fremd gewesen und ihr habt mich aufgenommen. – Das versuchen wir mit Leben zu füllen.“

Das GAW unterstützt die Gemeinde in Mylotopos dabei, Wohnraum zu schaffen und die Flüchtlinge zu versorgen. Staatliche Hilfe gibt es dafür nicht.