Synodengottesdienst November 2016

In dieser Woche richtet das Ökumenische Fürbittgebet seinen Blick nach Belgien. Hier unterstützt das GAW die Vereinigte Protestantische Kirche (VPKB). 

Im Raum des heutigen Belgien, der im 16. Jahrhundert unter spanisch-habsburgischer Herrschaft stand (Belgien bestand als Staat noch nicht) fiel die Lehre Luthers auf besonders fruchtbaren Boden. Aber die katholische Kirchenleitung und der spanische König waren nicht bereit, auch nur einen Zentimeter zu weichen. Das Ergebnis war ein verheerender Glaubenskrieg, der mit der Ausweisung aller Protestanten aus den „südlichen Niederlanden“ endete. Das ganze 17. und 18. Jahrhundert lang konnten sich die wenigen im Raum des heutigen Belgien übrig gebliebenen Protestanten nur heimlich an mehr oder weniger verbotenen Orten treffen. Erst nachdem Napoleon 1815 in Waterloo besiegt war, konnten sie ihren Glauben wieder ohne Gefahr für Leib und Leben ausüben. Die Religionsfreiheit wurde 1830 sogar in die Verfassung des gerade unabhängig gewordenen Belgien aufgenommen. Langsam aber sicher begannen die Protestanten, sich zu organisieren. Es kam zur Gründung der „Protestantischen Kirche in Belgien“(VPKB), die heute rund 200 lokale Gemeinden umfasst. Die VPKB ist eine Kirche des calvinistischen oder „reformierten” Typus. 

Pfarrerin Yolande C. Bolsenbroek sagt über ihre Kirche: „Gerade heutzutage kommt den Protestanten und der protestantischen Kirche eine wichtige Rolle in der Gesellschaft zu. Denn sie ist eine ‚offene Kirche‘ und stellt keine religiösen Anforderungen an die Leute, die zu ihr kommen. Im Zusammenhang mit den Glaubensbekenntnissen schrieb Calvin, dass man nicht „jenes Beispiel von Tyrannei einführen darf, nämlich dass jeder, der sich nicht die etablierten Formeln zu eigen machen kann, ein Ketzer ist“. Im Mittelpunkt steht die Freiheit des Gläubigen, des einzelnen Menschen.

Für uns ist die Kirche ein Ort der Ruhe, eine Oase, eine Herberge. Sie dient der Gesellschaft, indem sie eine Quelle neuer Kraft ist, ein Ort, an dem wir zusammen nach dem Sinn des Lebens suchen. Eine Kirche, die eine Antwort gibt auf die Bedürfnisse der Gesellschaft. In einer materialistischen, rationalen und individualisierten Welt gibt es mehr als je zuvor ein Bedürfnis nach Spiritualität, Mysterium und Verbundenheit. Die Kirche gibt jeder Frau und jedem Mann, wer sie oder er auch sein mögen, jeder Frau und jedem Mann, die oder der nach dem Sinn des Lebens und des Mysteriums sucht, einen Ort, der eine Beziehung zu Gott ermöglicht – zusammen mit anderen und im Dienst der Welt. Das ist die Diakonie, das ist ihr Engagement in der Welt. Wir kämpfen mutig für eine bessere Welt. Seit jeher hatten die protestantischen Kirchen eine gute, wohlwollende, aber auch kritische Beziehung zur Gesellschaft. Diese Beziehung müssen sie weiterentwickeln, auch, indem sie ein Ort der Begegnung der unterschiedlichen Glaubensüberzeugungen sind.“

Im Ökumenischen Fürbittgebet heißt es:

Lasst uns für den Glauben beten: 

Dass er die Frucht des richtigen Hörens des Wort Gottes sei. 

Dass es zu allen Zeiten Menschen gebe, 

die aufgeschlossen sind und ein offenes Ohr haben, 

die genau deinen Worten zuhören 

und darauf achten, welche Bedürfnisse andere haben. 

Wir beten: Lass uns diese Menschen sein. 

Lasst uns für die Hoffnung beten: 

Dass sie die Frucht eines lebendigen Glaubens sei. 

Dass es zu allen Zeiten Menschen gebe, die zum Licht streben, 

immer guten Mutes und immer voller Hoffnung. 

Wir beten:  Lass uns diese Menschen sein. 

Lasst uns für die Liebe beten: 

Dass sie die Frucht eines lebendigen Glaubens und einer lebendigen Hoffnung sei. 

Dass es zu allen Zeiten Menschen gebe  die nie aufhören, sich Sorgen zu machen 

um den Fortbestand der Erde: 

Die Sorge für die Tiere und die gesamte Umwelt, 

die Hilfe in Freundschaft bietet, 

die die Einsamkeit überwindet, 

die hilft, mit Sorge und Schmerz zurechtzukommen, 

die Sympathie mit Freude zeigt. 

Wir beten zu dir, oh Herr, dass wir uns gegenseitig erkennen in unseren Taten des Glaubens und der Hoffnung, aber besonders durch die Liebe. (Pfr. Pieter Post)

Lieber Gott, 

es gibt so viele Menschen in Not! 

Wie alle Menschen auf dieser Welt 

brauchen Flüchtlinge einen Platz zum Leben, 

ein warmes Bett, Nahrung, Kleidung, eine Waschgelegenheit. 

Lieber Gott, Du weisst, dass wir all diese Dinge brauchen, 

aber noch mehr brauchen wir Menschen, die sich kümmern, 

die mit uns unsere Liebe, Hoffnung und Zukunft teilen. 

Wir brauchen es, gebraucht zu werden. 

Lieber Gott, du weisst, dass wir bedürftig sind. 

Komm und steht uns bei! Amen.  (Von http://www.ccme.be/members-info/)