Pfarrerin Agnes von Kirchbach auf der Tagung der

Norddeutschen Hauptgruppen in Bad Bentheim (Jan 2017)

„Unsere französische Gesellschaft ist tief verunsichert und auch verängstigt“, beschreibt die Pariser Pfarrerin Agnes von Kirchbach die Situation in ihrem Land. Die verschiedenen Anschläge der letzten Jahre hätten das zudem verstärkt. Obendrein gibt es in Frankreich eine tief verwurzelte Skepsis allem Religiösen gegenüber.

Agnes von Kirchbach begründet das mit den Ereignissen um die „Französische Revolution“ von 1789 bis 1799 herum. Sie gehört nicht nur zu den folgenreichsten Ereignissen der neuzeitlichen europäischen Geschichte. Sie habe auch grundsätzlich das Verhältnis der Franzosen zum Religiösen verändert. In dem zentralistischen Staat hatte die katholische Kirche bis dahin eine herausragende Stellung. Machtpositionen und Schlüsselstellungen wurden von Kirchenvertretern mitbestimmt. Die Macht der katholischen Kardinäle war enorm. Die Revolution änderte das. „Es war wie ein Explosion!“, beschreibt von Kirchbach die Ereignisse damals.

10-20 Jahre nach der Revolution änderte sich das wieder. Stück für Stück holte sich die Kirche ihren Einfluss zurück. Allerdings konnte das kirchenkritische Potenzial auf Dauer nicht zurückgehalten werden. 1905 brach in einer zweiten „Explosion“ der Widerstand gegen den zu starken Einfluss der katholischen Kirche hervor. Auch unter aktiver Mitarbeit von Protestanten, die von katholischer Seite bekämpft worden waren, wurde ein neues Religionsgesetz verabschiedet, das die Laizität des Staates festschrieb und alles Religiöse in den privaten Bereich verbannte.

Pfarrerin von Kirchbach sieht in diesen beiden Ereignissen die tiefverwurzelte Skepsis allem Religiösem gegenüber, das in der derzeitigen weltpolitischen Lage und den islamistischen Anschlägen in Frankreich und im übrigen Europa zur einer Angst vor der Religion führt. Davon seien auch Minderheitskirchen wie die Vereinigte Protestantische Kirche betroffen. Ein positives Verhältnis zwischen Staat und Kirche / Staat und Religion kann man in einem solchen Kontext schwer aufbauen. 

Dabei sei der positive und friedens- und versöhnungsstifentende Beitrag der Kirche in der derzeitigen Lage in Frankreich und Europa so wichtig.